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06.07.2001; 19:35 Uhr
Streit zwischen US-Verlegern und freien Mitarbeitern eskaliert
Autoren erheben wegen Schadensersatz für digitale Nutzungen Sammelklagen

Der Streit zwischen US-Verlegern und freien Mitarbeitern über Schadensersatzforderungen wegen der unberechtigten digitalen Nutzung von Zeitungsartikeln eskaliert. Die Authors Guild, eine der größten Schriftstellervereinigungen der USA, erhob am 3.7.2001 an einem Bundesgericht in New York eine Sammelklage gegen die New York Times Company. Eine weitere Sammelklage der National Writers Union gegen das Unternehmen wurde am 6.7.2001 eingereicht. Der Verlag hatte in der Vergangenheit vorübergehend Beiträge freier Autoren digital verwertet, ohne sich vorher entsprechende Nutzungsrechte einräumen zu lassen. Nach einer Klage mehrerer freier Mitarbeiter der New York Times hatte der U. S. Supreme Court dies in einer Grundsatzentscheidung am 26.6.2001 für unzulässig erklärt und den Verlag dem Grunde nach zu Schadensersatz verpflichtet. Bei einem Erfolg der jetzt erhobenen Sammelklagen kommen auf die US-Verlage Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe zu.

Der Präsident der Authors Guild, Letty Pogrebin, rechtfertigte die Sammelklage mit der "aggressiven Kampagne", die die New York Times Co. seit Verkündung des Urteils gegen seine freien Mitarbeiter geführt habe. Der Verlag hatte sich in seinen Zeitungen und im Internet lautstark beklagt, in Folge der Entscheidung müssten fast alle Beiträge freier Mitarbeiter aus den verlagseigenen Datenbanken entfernt werden. Betroffen seien etwa 115.000 Texte von rund 27.000 Autoren, was etwa acht Prozent des gesamten Datenbestands entspreche. Der Richterspruch gefährde damit wesentliche Teile des historischen Archives der New York Times und anderer Zeitungen. Die Authors Guild wiesen darauf hin, diese Darstellung sei irreführend. Die Richter hätten den Verlag nicht verurteilt, die Beiträge zu entfernen, sie hätten die Verleger nur dazu verpflichtet, für die Nutzung zu zahlen. Dazu sei die New York Times Co. offensichtlich nicht bereit, kritisierte der Schriftstellerverband. Auf Angebote der Autoren zu einer vertraglichen Lösung sei der Verlag in keiner Weise eingegangen.

Auch der Präsident der National Writers Union, Jonathan Tasini, betonte, den freien Mitarbeitern bleibe bedauerlicherweise gar nichts anderes mehr übrig, als zu klagen. Die New York Times Co. habe verlangt, die freien Autoren sollten auf all ihre Rechte wegen der digitalen Nutzung ihrer Werke für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verzichten. Auf Verhandlungen habe sich der Verlag von vornherein nicht einlassen wollen. Die Verlagsleitung habe sich offensichtlich entschlossen, die freien Mitarbeiter einzuschüchtern und zu verängstigen. Tasini sprach in diesem Zusammenhang davon, die New York Times Co. sei dabei, eine "schwarze Liste" aufzustellen. Der Verlag drohe damit, dass jeder, der die Entscheidung des U. S. Supreme Court durchzusetzen versuche, nie mehr für die New York Times schreiben werde, beklagte Tasini. Das könne nicht hingenommen werden.

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