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16.07.2001; 16:41 Uhr
Anzahl selbstgebrannter Musik-CDs seit 1999 mehr als verdoppelt
Deutsche Musikwirtschaft legt Studie vor - Umsatzverluste von 3,3 Milliarden Mark

Die Anzahl selbstgebrannter Musik-CDs hat sich in Deutschland seit 1999 mehr als verdoppelt. Das ist ein wesentliches Ergebnis einer Studie, die der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft am 16.7.2001 in Hamburg vorstellte. Von den 247 Millionen CD-Rohlingen, die im Zeitraum von April 2000 bis März 2001 an private Haushalte verkauft wurden, wurden danach mit 54 Prozent beziehungsweise 133 Millionen Stück mehr als die Hälfte für Musikkopien genutzt. Gegenüber dem Jahr 1999, in dem private Verbraucher etwa 58 Millionen Musik-CDs selbst brannten, entspricht das einer Steigerung von 124 Prozent. Der Verband sprach in diesem Zusammenhang von "Raubbau an der Musikwirtschaft" und forderte den Gesetzgeber auf, gegen den "massenhaften Musikdiebstahl" vorzugehen. Bei der Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie in deutsches Recht müsse die Zulässigkeit privater Musikkopien eingeschränkt werden. Außerdem forderte der Verband die Einführung umfassender Urheberrechtsabgaben auf CD-Brenner.

Nach der repräsentativen Untersuchung, für die die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im April 2001 etwa 10.000 Deutsche ab zehn Jahren befragte, brennen in Deutschland etwa 13,7 Millionen Verbraucher regelmäßig Musikstücke auf CD. Im Durchschnitt brannte jede Person rund 10 CDs mit Musik. Der Anteil der CD-Rohlinge, die für Musikkopien verwendet werden, lag dabei in allen Altersgruppen bei mehr als der 50 Prozent, auch bei den über 50jährigen. Mit 47,8 Prozent gab fast die Hälfte aller Befragten an, auch für Personen außerhalb des eigenen Haushalts zu kopieren, also auch für fremden Gebrauch. Immerhin 14,6 Prozent der befragten Personen erklärten, seit der Möglichkeit zum Brennen weniger Musik-CDs gekauft zu haben. Nach Anschaffung des CD-Brenners mehr CDs gekauft haben nach eigenen Angaben nur 4,3 Prozent der Befragten.

Zunehmender Beliebtheit erfreut sich nach der Umfrage in Deutschland auch das Herunterladen von Musikstücken aus dem Internet. Die Studie geht davon aus, dass in den letzten zwölf Monaten etwa 6,4 Prozent der Bevölkerung Musiktitel aus dem Internet abgerufen haben, das entspricht 4,1 Millionen Personen. In 94,5 Prozent aller Fälle wurde dafür kein Entgelt gezahlt. Insgesamt wurden 316 Millionen Titel heruntergeladen, was durchschnittlich rund 78 Musikstücken pro Nutzer entspricht. Mit 228 Millionen Downloads wurden über zwei Drittel aller Musiktitel über Musiktauschbörsen wie Napster abgefragt. Für die Musik aus dem Internet bezahlen würden nach der Untersuchung nur ein kleiner Teil der Nutzer. 81 Prozent der Befragten gab an, dass es ihnen "wichtig" oder "sehr wichtig" sei, die Musik kostenlos herunterladen zu können.

Der deutschen Musikwirtschaft ist durch diese Entwicklung nach Angaben des Verbands im Untersuchungszeitraum ein Umsatz von bis zu 3,3 Milliarden Mark entgangen. Das Brennen von Musik-CDs und die zunehmende Internet-Piraterie seien die größten wirtschaftlichen Probleme der Musikindustrie, erklärte der Geschäftsführer des Verbands, Peter Zombik. Bereits im Jahr 2000 sei der Umsatz mit Tonträgern um 2,2 Prozent zurückgegangen. Schon jetzt sei erkennbar, dass sich dieser Trend im laufenden Jahr verstärkt fortsetzen werden. Zombik kündigte an, man werde sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den massenhaften Musikdiebstahl wehren.

Bereits Anfang Juni 2001 hatten die deutschen Verwertungsgesellschaften eine Studie zur Nutzung von Rechnern in Haushalten und am Arbeitsplatz vorgelegt. Danach werden vier von fünf privaten PCs auch zur Vervielfältigung und Speicherung urheberrechtlich geschützten Materials genutzt. Bei der Untersuchung gaben zwei Drittel aller Nutzer mit CD-Brenner an, auf ihrem privaten Rechner auch fremde Inhalte auf CD gebrannt zu haben. In mehr als der Hälfte aller Fälle handelte es sich dabei um Musikstücke. Am zweit- bzw. dritthäufigsten auf CD kopiert wurden Bilder und Computerspiele.

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