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05.12.2001; 16:15 Uhr
Auch AOL Time Warner zieht sich aus E-Book-Geschäft zurück
Umsatz erfüllt nicht Erwartungen - E-Books nur noch als Ergänzung gedruckter Bücher

Nach der US-amerikanischen Bertelsmann-Tochter Random House hat sich nun auch der Medienunternehmen AOL Time Warner weitgehend aus dem Geschäft mit elektronischen Büchern, den sogenannten "E-Books", zurückgezogen. Ein Firmensprecher teilte am 4.12.2001 mit, das Tochterunternehmen iPublish werde geschlossen, alle Mitarbeiter würden ihren Arbeitsplatz verlieren. iPublishing war erst im Juni 2001 gegründet worden, um E-Books über das Internet zu vertreiben. Grund für die Entscheidung sind nach Unternehmensangaben die enttäuschenden Verkaufszahlen. Wie Bertelsmann will sich aber auch AOL Time Warner nicht ganz aus dem Geschäft mit elektronischen Büchern zurückziehen. E-Books sollen in Zukunft aber nur noch als Ergänzung zu herkömmlichen, gedruckten Büchern vertrieben werden. Random House hatte bereits Anfang November 2001 angekündigt, seine E-Book-Tochter AtRandom zu schließen. Die deutsche Random House-Gruppe und ihr Tochterunternehmen Prisma Electronic Publishing, das sich ebenfalls mit dem Verlag von E-Books befasst, war von der Entscheidung der amerikanischen Kollegen anscheinend nicht direkt betroffen.

Entgegen den hoch gesteckten Erwartungen der Verlage haben E-Books bisher nur bescheidene Marktanteile erobert. Grund war in der Vergangenheit vor allem die geringe Zahl erhältlicher Titel und eine verwirrende Vielzahl verschiedener Dateiformate. Inzwischen hat der E-Book-Markt diese beiden Hürden weitgehend genommen. Mittlerweile sind weltweit etwa 7000 Titel in elektronischer Form erhältlich, darunter auch etwa 500 elektronische Bücher von rund 50 deutschen Verlagen. Beim US-amerikanischen Mutterunternehmen von Amazon können Kunden zwischenzeitlich aus fast 4000 E-Books aus allen Bereichen auswählen. Auch bei den Dateiformaten für elektronische Bücher ist auf dem Markt einiges in Bewegung geraten. Inzwischen setzen fast alle E-Book-Händler auf zwei bekannte Formate, nämlich auf Adobes "eBook Reader" beziehungsweise Microsofts "Reader". Einige Internetbuchhändler sind auch dazu übergegangen, Titel für beide Programme anzubieten. Sorgen machen der E-Book-Branche allerdings immer noch die geringen Umsätze und das nach wie vor nicht zufriedenstellend gelöste Problem von Raubkopien. Erst Ende August 2001 verunsicherten Berichte die Verleger, das Verschlüsselungsverfahren und damit der Kopierschutz von Microsofts "Reader" sei geknackt worden. Große Aufmerksamkeit hatte auch der Fall des russischen Programmierers Dmitry Sklyarov verursacht, der Mitte Juli 2001 nach einem Vortrag über Möglichkeiten zur Entschlüsselung von Adobes "eBook"-Format in Las Vegas von der US-Bundespolizei FBI festgenommen worden war.

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