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18.06.2009; 18:48 Uhr
Kommission für Jugendmedienschutz befasst sich mit TV-Sendung »Erwachsen auf Probe«
Sendung ist rechtlich zulässig, aber ethisch und pädagogisch unverantwortlich

In ihrer Sitzung am Mittwoch, dem 17. Juni 2009 hat sich die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) mit der ersten Folge der TV-Dokumentationsreihe »Erwachsen auf Probe« befasst, die der Fernsehsender RTL am 3. Juni 2009 ausgestrahlt hatte (vgl. Meldung vom 3. Juni 2009). Der Ausstrahlung waren eine öffentliche Debatte und Gerichtsverfahren vor den Verwaltungsgerichten Köln und Hannover vorangegangen. Eine Untersuchung der zwischenzeitlich ausgestrahlten Folgen der TV-Reihe erfolgte noch nicht. Mit ihnen wird sich das Gremium in seiner nächsten Sitzung am 15. Juli 2009 befassen.

Die KJM stellte nun in ihrer Prüfung fest, dass die Vorschriften des Jugendmedienschutzstaatsvertrages (JMStV) eingehalten worden seien, und teilte damit die Auffassung der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF), die die Sendung vorab geprüft hatte. Eine Verletzung der Menschenwürde, wie sie von Kritikern angeführt wurde, sah die KJM als nicht gegeben an. Eine Beeinträchtigung Minderjähriger liege durch die Sendezeit nach 20 Uhr ebenfalls nicht vor.

Allerdings diene der in der Öffentlichkeit kritisierte Einsatz von Säuglingen nur dramaturgischen Effekten; die jugendlichen Teilnehmer, die in der Sendereihe mit den Pflichten des alltäglichen Lebens konfrontiert werden, erhielten keine echte und umfassende Hilfe, weshalb die Dokumentation nach Einschätzung der KJM weder pädagogisch wertvoll noch pädagogisch begründet sei.

Hinsichtlich des Schutzes der Kleinkinder, die an der Sendung teilnehmen, verwies die KJM an die nach dem Jugendschutzgesetz (JuSchG) zuständigen Stellen, die die Einhaltung des Wohls der Kinder zu prüfen hätten. Gleichzeitig werde derzeit eine Novelle des Jugendarbeitsschutzgesetzes (JuASchG) diskutiert. Nach den vorgeschlagenen Änderungen soll eine Beteiligung von Kindern im Alter von unter drei Jahren an Produktionen künftig verboten sein.

Der Vorsitzende der KJM, Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring begrüßte die Diskussion, die um »Erwachsen auf Probe« geführt wird. Bei der Mitwirkung von Kindern und Jugendlichen in Reality-Shows seien »besondere Sensibilität und hohes Verantwortungsbewusstsein gefragt«, so Ring.

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