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12.04.2012; 11:50 Uhr
Klage gegen Apple wegen geheimen Preisabsprachen bei E-Books
Kräfteringen zwischen Apple und den US-Wettbewerbshütern

Das US-Justizministerium und 16 US-Bundesstaaten haben Onlinemeldungen zufolge Klage gegen den iPad-Hersteller sowie zwei große Verlage eingereicht. Der Vorwurf lautet: Illegale Preisabsprache bei elektronischen Büchern. Die Verlage bestimmen in Absprache mit Apple die Preise für Titel, die im konzerneigenen »iTunes-Store« angeboten werden. Konkret gehe es bei der Auseinandersetzung um Modalitäten der Vereinbarungen von Apple mit den Verlagen zur Einführung seines E-Book-Angebots »iBook«. Eine Vertragsklausel sehe z.B. vor, dass E-Books bei anderen Händlern nicht günstiger angeboten werden darf als bei Apple. Zudem garantiere Apple den Verlagen 70 % des Einzelhandelspreises für ihre elektronischen Bücher. US-Justizminister Eric Holder erklärte in der gestrigen Pressekonferenz: »Wir sind der Überzeugung, dass die Kunden als Folge dieser Vereinbarung für populäre Titel Millionen Dollar zuviel gezahlt haben«.  

Insgesamt seien neben Apple fünf große Verlagshäuser im Blickpunkt der seit Monaten laufenden Ermittlungen des US-Justizministeriums gestanden. Drei der Verlage sollen bereits einem Vergleich zugestimmt haben, in denen sie sich dazu verpflichteten, die Preise freizugeben. Apple hingegen wolle sich dem Verfahren stellen. Wie »Heise Online« berichtet, bestehe Apple darauf, dass die Preisabsprachen den Wettbewerb sogar gestärkt hätten. Bis zur Einführung des iPads sei der Markt von Amazon dominiert worden, was sich erst mit »iBooks« geändert habe. Die Authors Guild, Lobby der amerikanischen Autoren, warnte das US-Justizministerium vor einer Klageerhebung: »Die Kartellbehörden würden wahren Wettbewerb  abtöten, um einen Schleichwettbewerb zu bewahren. Das wäre eine Tragödie für all jene, die den Wert von Büchern schätzen und die Kultur, die sie gedeihen lassen.«

Hintergrund ist, wie auch die »Süddeutsche Zeitung« ausführt, dass es in den USA, anders als in Deutschland, keine Buchpreisbindung gibt. Dies habe der Online-Händler Amazon ausgenutzt, um elektronische Bücher zu Kampfpreisen anzubieten. Die Verlage fürchteten eine Entwertung von Büchern, da sich die Konsumenten bei diesem Modell dauerhaft an niedrige Buchpreise gewöhnen würden. Das neue Vermarktungsmodell, auf das sich der kürzlich verstorbenen Apple-Chef Steve Jobs mit den Verlegern im Rahmen der Markteinführung des iPads einigte, erlaubte es den Verleger, die Preise selbst zu bestimmen, unter der Bedingung, dass Apple 30 % der Erlöse einbehält. Die Preise für E-Books stiegen damit deutlich an. 

Im Dezember 2011 hatte auch die EU-Kommission ein Kartellverfahren gegen Apple und die fünf Verlage eingeleitet. Ob es hierbei zu einer Einigung kommt und wie eine solche aussehen könnte, ist noch unklar.

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