Anscheinend doch Nachfrage nach Microsofts Mietsoftware
Der Softwarehersteller Microsoft scheint sich mit seinem Versuch, Computerprogramme in Zukunft verstärkt zu vermieten, bei seinen Kunden nun doch auf Nachfrage zu stoßen. Das deutsche Tochterunternehmen des US-Konzerns teilte am 16.10.2002 auf der Fachmesse "Systems" mit, die neue Lizenzpolitik stoße auf dem deutschen Markt auf "breite Akzeptanz". Seit dem Start hätten sich bereits 95 Prozent der Großkunden für eines der möglichen Abonnements entschieden. "Diese positive Entwicklung zeigt, dass wir mit unserer Neuausrichtung den richtigen Weg eingeschlagen haben", erklärte Wolfgang Ebermann, Geschäftsführer bei Microsoft Deutschland, gegenüber dem Onlinedienst heise online. Noch nicht durchgesetzt hätte sich das Mietmodell bisher allerdings bei den kleinen und mittleren Unternehmen. Dort hätte sich bisher lediglich ein Drittel der Kunden für die neue Art der Softwareüberlassung entschieden. Trotzdem gehe die Entwicklung klar weg vom Kauf und hin zur Vermietung. Im Geschäftsjahr 2001 hätten noch 70 Prozent der Microsoft-Kunden Vollversionen gekauft, 2002 liege der entsprechende Anteil nur noch 20 Prozent.
Microsoft war bei der Durchsetzung seiner neuen Lizenzpolitik in der Wirtschaft vorübergehend auf heftigen Widerstand gestoßen. Viele Kunden befürchteten, dass das neue "Microsoft Licensing 6.0" vor allem für Großabnehmer erhebliche Mehrkosten verursachen würden. Grund dafür ist unter anderem, dass es nach den neuen Lizenzbedingungen nicht mehr möglich ist, beim günstigen Wechsel von einer älteren auf eine neuere Auflage eines Programm ("Update") einzelne Versionen zu "überspringen". Statt dessen müssen sich Kunden, die weiter in den Genuß günstiger Updates kommen wollen, zum laufenden, kostenpflichtigen Bezug neuer Versionen verpflichten oder die Programme mieten. Außerdem gibt es Vergünstigungen bei der Anschaffung einer größeren Anzahl von Lizenzen nur noch eingeschränkt. Wegen der Schwierigkeiten bei der Einführung des neuen Lizenzmodells hatte Microsoft die Einführungsfrist bereits im Oktober 2001 auf Ende Juli 2002 verschoben. Ursprünglich sollte der Wechsel zu den neuen Lizenzbedingungen bis Ende Februar 2002 abgeschlossen sein.
Für Softwarehersteller sind Mietmodelle für Vertrieb und Überlassung von Computerprogrammen aus einer ganzen Reihe von Gründen günstig. Zum einen kann so sichergestellt werden, dass die Kunden jeweils die neueste Version eines Betriebssystems oder eines sonstigen Programms erwerben, und nicht veraltete Versionen über Jahre weiterbenutzen. Zum anderen sorgt die dadurch gewährleistete ständige Nachfrage nach Software für gleichbleibende, besser berechenbare Einnahmen bei den Herstellern. Rechtlich gesehen hat der Vertrieb und die Überlassung im Rahmen eines Mietvertrags noch einen weiteren, entscheidenden Vorteil. Anders als beim Verkauf eines Computerprogramms führt die Vermietung nicht dazu, dass das ausschließliche Verbreitungsrecht des Herstellers an dem betreffenden Vervielfältigungsstück erlischt. Der Hersteller kann dem Abnehmer deshalb einen Weiterverkauf untersagen und auf diesem Weg verhindern, dass ihm durch den Handel mit gebrauchter Software Umsatz im Neugeschäft verloren geht.
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