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21.05.2002; 19:58 Uhr
Bertelsmann unternimmt neuen Anlauf zur Übernahme von Napster
Konzern übernimmt Schulden von 8 Mio. US-Dollar - Geschäftsführer kehren zurück

Der Medienkonzern Bertelsmann hat überraschend einen neuen Anlauf zur Übernahme der angeschlagenen Musiktauschbörse Napster unternommen. Der Aufsichtsrat des umstrittenen Internetunternehmens stimmte am 17.5.2002 einem Plan zu, nachdem Bertelsmann für Schulden von Napster in Höhe von 8 Millionen US-Dollar aufkommen soll. Im Gegenzug sollen die Gütersloher in der Musiktauschbörse endgültig das Ruder übernehmen. Bertelsmann bekäme damit Zugriff auf den Markennamen, die Software und die Kundendatei von Napster. Die Einigung kommt nur drei Tage, nachdem der Geschäftsführer der Musiktauschbörse, der Deutsche Konrad Hilbers, von seinem Amt zurückgetreten war. Grund war, dass im Aufsichtsrat von Napster keine Einigung über eine weitergehende Beteiligung von Bertelsmann gefunden werden konnte. Auch der Gründer von Napster, der im Unternehmen zuletzt für technische Fragen zuständige Shawn Fanning, hatte daraufhin sein Amt niedergelegt. Mittlerweile erklärten sich beide bereit, wieder in die Geschäftsführung zurückzukehren. Die Zukunft von Napster ist allerdings weiter ungewiss. Nach Medienberichten wird das Unternehmen möglicherweise Gläubigerschutz nach Chapter 11 des US-Bankruptcy Code beantragen müssen, um seine Geschäftstätigkeit trotz milliardenschwerer Schadensersatzforderungen der US-Musikindustrie fortsetzen zu können.

Napster war im Mai 1999 von Fanning im kalifornischen Redwood City gegründet worden. Im Internetangebot des Unternehmens konnten Nutzer untereinander kostenlos Musikdateien im beliebten MP3-Format austauschen. Napster hatte innerhalb kurzer Zeit ungeheuren Erfolg. Vorübergehend nutzten nach Unternehmensangaben mehr als 60 Millionen Nutzer weltweit die Musiktauschbörse. Nach einer Klage der US-Musikindustrie wegen Urheberrechtsverletzungen musste das Internetangebot allerdings bereits im Juni 2000 wieder schließen. Im folgenden Jahr durfte Napster seinen Betrieb wieder aufnehmen, musste aber einen Großteil der angebotenen Musikdateien sperren und Filter einsetzen, um weitere Rechtsverletzungen zu verhindern. Bereits im Oktober 2000 hatte sich die Bertelsmann-Gruppe an dem Unternehmen beteiligt. Die Gütersloher hofften, die große Bekanntheit des Internangebots beim Aufbau eines kostenpflichtigen Musikdienstes nutzen zu können. Kredite von rund 85 Millionen US-Dollar und die Entsendung des erfahrenen Bertelsmann-Managers Hilbers waren aber lange weitgehend erfolglos. Auch ein millionenschwerer außergerichtlicher Vergleich mit den Rechteinhabern im September 2001 brachte nicht den erhofften Durchbruch.

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[IUM/jz]

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