Spiegel: Erheblicher Rückgang des Datenverkehrs auf Kazaa
Nicht die Anzahl der User, sondern der Datenverkehr bei Kazaa hat abgenommen. Das berichtete der »Spiegel« in seinem Onlineangebot vom 1.6.2004. Bei der beliebten Tauschbörse ist nach der Angaben des P2P-Beobachters Sandvine ein Rückgang des Marktanteils in den USA und Kanada von 90 Prozent auf 20 Prozent zu verzeichnen, in Europa von 70 auf 20 Prozent. Dies liegt, wie der »Spiegel« vermutet, an der juristischen Kampagne der Musikindustrie. Immer weniger User wollen sich einem juristischen Risiko aussetzen und so nimmt die Anzahl angebotener Dateien stetig ab. Auch die Qualität des verbleibenden Angebots lässt zu wünschen übrig. Seit zweieinhalb Jahren bombardiert die Musikindustrie die Tauschbörse mit so genannten »Fakes«. Hierbei handelt es sich um Dateien, die endlose Wiederholungen enthalten und nach kurzer Zeit nur noch Lärm wiedergeben. Hiervon sind vor allem aktuelle Hits betroffen.
Kazaa ist besonders von der juristischen Verfolgung durch die Musikindustrie betroffen. Die australische Tonträgerindustrie hatte im Februar 2004 die Büros der Kazaa-Zentrale in Sydney durchsuchen lassen. Zuvor hatte sie einen Durchsuchungsbefehl bei einem australischen Bundesgericht erwirkt, der sich auf ein als »Anton Pillar Order« bekanntes Gesetz stützt. Danach können die Kläger in einem Copyrightprozess selbst die entsprechenden Durchsuchungen vornehmen. Außerdem untersuchten die Ermittler der beteiligten Plattenfirmen die Wohnhäuser zweier Mitarbeiter von Sharman Networks, drei Universitäten und Büros von Internet Service Providern und Telekom-Gesellschaften. Bevor das beschlagnahmte Material im weiteren Verfahren verwendet werden kann muss es allerdings von unabhängigen Rechtsexperten begutachtet werden.
Dennoch bedeuten die schweren Zeiten für Kazaa nicht die allgemeine Abnahme von Online-Tauschaktivitäten. »Spiegel« zitiert Chris Colman, Europachef von Sandvine, nach dessen Angaben P2P-Tauschaktivität 70 bis 80 Prozent des gesamten Netzwerkverkehres ausmachen. Die User weichen zu e-Donkey- und Torrent-Netzen aus, vor allem, weil diese größere Datenmengen verbreiten können. Allerdings werden über BitTorrent nicht nur illegal hergestellte Dateien getauscht. So wird über diese Tauschbörse auch die in Deutschland sehr beliebte Linux-Distribution Knoppix verteilt.
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