SCO soll vor deutschen Gerichten Beweis für Rechte an "Linux" antreten
Der Softwarehersteller SCO wird möglicherweise schon bald vor deutschen Gerichten den Beweis dafür antreten müssen, dass Benutzer des freien Betriebsystems "Linux" Urheberrechte des US-amerikanischen Unternehmens verletzen. Wie der Branchendienst "heise online" am 26.5.2003 meldet, hat der Veranstalter des "LinuxTags", einer jährlich stattfindenden Messe für freie Software, das deutsche Tochterunternehmen der SCO Group wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens abgemahnt. Nach Darstellung von "heise online" will der LinuxTag e. V. die SCO Deutschland GmbH (SCO Deutschland) durch die Abmahnung dazu zwingen, Beweise dafür vorzulegen, dass "Linux" auf Programmbibliotheken zurückgreift, die in den 70er und 80er Jahren in den Bell Laboratories für das Betriebssystem "UNIX" entwickelt wurden. "Es darf nicht angehen, dass mit unbewiesenen Behauptungen versucht wird, Mitbewerbern von SCO einen wirtschaftlichen Schaden durch Einschüchterung ihrer Kunden zuzufügen und... Linux als offene Plattform nachhaltig im Ansehen zu schädigen" zitiert "heise online" den Sprecher des LinuxTags e.V., Michael Kleinhenz. Wie das Internetangebot weiter berichtet, hat SCO Deutschland mittlerweile den Eingang entsprechender Abmahnungen bestätigt und eine Prüfung der Vorwürfe zugesichert. Zu den Vorwürfen Stellung nehmen und Beweise für seine Behauptungen vorlegen will das Unternehmen aber erst in dem laufenden Verfahren gegen IBM, das SCO Anfang März 2003 in den USA wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen auf Schadensersatz in Milliardenhöhe verklagt hat.
Das freie Betriebssystem "Linux" ist in jahrelanger Arbeit von Anhängern der Open-Source-Bewegung unter Führung des Skandinaviers Linus Torvalds geschaffen worden. Die Software wird unter den Bedingungen der sogenannten "GNU General Public Licence" (GPL) vertrieben. Das Betriebssystem darf danach unter einer Reihe von Voraussetzungen kostenlos vervielfältigt, verbreitet und verändert werden. Die "GPL" verpflichtet allerdings zur Offenlegung und Weitergabe des Quellcodes des Programms und etwaiger Weiterentwicklungen. Lange belächelt, ist "Linux" mittlerweile eine erstzunehmende Alternative zu herkömmlichen, kommerziellen Betriebssystemen wie "Microsoft Windows". Das US-Unternehmen IBM hat im vergangenen Jahr mit "Linux"-Software, -Hardware und -Dienstleistungen nach eigenen Angaben 1,5 Milliarden US-Dollar umgesetzt, beim Mitbewerber Hewlett Packard waren es sogar 2 Milliarden US-Dollar. Marktbeobachter erwarten, dass sich die Entwicklung fortsetzen wird. Das US-Marktforschungsunternehmen Gartner geht davon aus, dass "Linux" auch 2003 das am schnellsten wachsende Betriebssystem für Hochleistungsrechner bleibt und seinen Marktanteil auf neun Prozent verdoppelt. Die Behauptung von SCO, an Teilen von "Linux" Urheberrechte zu besitzen, hat bei Anwendern und Entwicklern des freien Betriebssystems für erhebliche Unruhe gesorgt. Dazu beigetragen hat auch, dass Microsoft Mitte Mai 2003 von SCO Lizenzen für seine Produkte erworben hat.
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