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09.04.2003; 20:37 Uhr
Neuer Vorstoß für öffentlich-rechtliche Fernsehwerbung nach 20 Uhr
HR für Lockerung bei Sportsendungen - "Sportübertragungen schon jetzt Dauerwerbesendungen"

Die Forderungen nach einer Lockerung der 20-Uhr-Grenze für Werbung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verstummen nicht. Nachdem sich Vertreter der werbetreibenden Wirtschaft erst Mitte März 2003 vor eine Abschaffung des Werbeverbots nach 20 Uhr eingesetzt hatten, sprach sich nun auch der neu gewählte Intendant des Hessischen Rundfunks (HR), Helmut Reitze, für eine Lockerung der 20-Uhr-Grenze aus. Die ARD-Mitglieder sollten die Möglichkeit haben, bei Sportübertragungen auch nach 20 Uhr mit Werbung Geld zu verdienen, meinte Reitze am 8.4.2003 im Frankfurter Presseclub. Dabei solle nicht mehr Werbung gesendet werden, sondern lediglich eine zeitliche Verlagerung der Werbesendungen ermöglicht werden, die außerdem auf den Sport beschränkt werden solle. Reitze begründete seinen Vorschlag damit, Sportübertragungen ähnelten schon jetzt "Dauerwerbesendungen". Bei Fußballspielen sei Werbung auf Trikots und Banden ständig im Bild. Auch das erlaubte Sponsoring in den Halbzeitpausen und vor und nach Übertragungen sei für die Zuschauer längst nicht mehr von Werbung zu unterscheiden. So betrachtet gäbe es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen beim Sport schon längst Werbung nach 20 Uhr. Die einzigen, die davon nichts hätten, seien die Rundfunkanstalten, weil die Werbeeinnahmen ihnen nicht zu Gute kämen.

Vertreter der werbetreibenden Wirtschaft hatten Mitte März 2003 nicht zur eine Abschaffung der 20-Uhr-Grenze für Werbung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gefordert, sondern sich auch für eine Anhebung der zeitlichen Begrenzung für Fernsehwerbung von 20 auf 30 Minuten täglich ausgesprochen. Die Unternehmen begründeten ihren Vorstoß damit, dass die Wirtschaft mit ihrer Fernsehwerbung einen Großteil der Bevölkerung nicht mehr erreiche. Die öffentlich-rechtlichen Sender hätten in der Hauptsendezeit von 20 bis 23 Uhr einen Zuschaueranteil von 46 Prozent. Dabei handele es sich um ältere Zuschauer mit überdurchschnittlicher Bildung und gehobenem Einkommen. Die schlechte Erreichbarkeit dieser Zielgruppe über ARD und ZDF treibe die Preise für Werbung bei Privatsendern in die Höhe und mache Deutschland zum "mit Abstand teuersten Werbemarkt Europas". Der ARD-Vorsitzende Jobst Plog (NDR) und sein ZDF-Kollege Markus Schächter hatten die Forderung umgehend als politisch nicht durchsetzbar zurückgewiesen. Plog wies darauf hin, dass die öffentlich-rechtlichen auf das Gesamtgleichgewicht am Markt achten müssten. Außerdem müsse auch die "deutliche Unterscheidbarkeit" des Programms von ARD und ZDF von dem der Privaten erhalten bleiben. Ein Vorstoß des ARD-Programmchefs Günter Struwe für Werbung nach 20 Uhr war bereits im August 2001 erfolglos geblieben. Der Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder, der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), meinte bereits damals, für eine Verschiebung der Werbegrenze gebe es bei den Ministerpräsidenten "keine Mehrheit".

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