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20.03.2003; 18:25 Uhr
Deutsche Musikwirtschaft bestreitet Einschleusen von Viren in Tauschbörsen
"Nicht unser Stil" - Reaktion auf Bericht von "Tomorrow"

Die deutsche Musikwirtschaft bestreitet, gezielt Computerviren in die umstrittenen Musiktauschbörsen im Internet einzuschleusen. Entsprechende Behauptungen in der Zeitschrift "Tomorrow" seien nicht richtig, erklärten die deutschen Phonoverbände am 20.3.2003 gegenüber dem Internetangebot heise online. Das Magazin berichtet in seiner aktuellen Ausgabe "Gratis-Musik" auch über "zehn Maßnahmen, mit denen Plattenfirmen sich die Gratis-Konkurrenz vom Leibe halten". Verbandssprecher Hartmut Spiesecke bestätigte, dass der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft Deutschlands (Bundesverband Phono) und der deutsche Landesverband der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) "mit technischen und rechtlichen Mitteln" gegen die rechtswidrige Verbreitung von Musik im Internet vorgingen. Computerviren würden dabei aber nicht verbreitet. "Das ist nicht unser Stil", erklärte Spiesecke gegenüber heise online. Die deutschen Phonoverbände haben allerdings erst Mitte Februar 2003 gewarnt, dass Firmennetzwerke durch die Tauschbörsennutzung am Arbeitsplatz durch Computerviren verseucht werden könnten.

In den letzten Monaten war die Benutzung von Musiktauschbörsen vermehrt durch eine "Überflutung" mit fehlerhaften Musikdateien erschwert worden. Bei Angeboten wie Grokster oder Kazaa tauchten verstärkt Dateien auf, die die nach ihrer Bezeichnung zu erwartenden Lieder entweder gar nicht, nur gekürzt oder nur in sehr schlechter Qualität enthielten. Als Urheber wurden die US-amerikanischen Plattenverleger vermutet, die ein entsprechendes Vorgehen öffentlich als "völlig rechtmäßige Selbsthilfemaßnahme" und "angemessene Antwort" auf das Problem der Musikpiraterie bezeichnet haben. Das gezielte Einschleusen von "Datenmüll" schien eine einfache, schnelle und kostengünstige Möglichkeit zu sein, die Benutzer der Tauschbörsen in die Irre zu führen. Die Hoffnungen der Rechteinhaber auf eine "Geheimwaffe" gegen die Musikpiraterie im Internet haben sich inzwischen allerdings weitgehend zerschlagen. Die Entwickler der Programme, mit denen eine Teilnahme an den Tauschnetzwerken möglich ist, setzen zunehmend Algorithmen ein, die eine Überprüfung angebotener Dateien vor dem Herunterladen ermöglichen.

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