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21.01.2003; 19:25 Uhr
US-Musikindustrie schlägt Urheberrechtsabgaben auf Breitbandanschlüsse vor
Weil sie Erfolg der Tauschbörsen ermöglichten - "Provider stärker in die Pflicht nehmen"

In ihrem Kampf gegen die umstrittenen Tauschbörsen im Internet hat die US-Musikwirtschaft erstmals die Erhebung einer Art von Urheberrechtsabgaben auf Breitbandanschlüsse vorgeschlagen. "Wir werden die Zugangsanbieter stärker in die Pflicht nehmen", kündigte die Vorsitzende der Recording Industry Association of America (RIAA), Hilary Rosen, am 18.1.2003 auf einer Musikmesse in Cannes an. Rosen mahnte, man müsse "den Tatsachen ins Auge sehen". Ein großer Teil der Nachfrage nach Breitbandanschlüssen sei der rechtswidrigen Verbreitung urheberrechtlich geschützten Materials über das Internet zu verdanken, und die Zugangsanbieter wüssten das auch. Die RIAA-Vorsitzende meinte, es sei klar, dass die Unternehmen dank der Angebote Gewinne in Millionenhöhe machten, und dafür müssten sie auch verantwortlich gemacht werden. Ein denkbarer Ausgleich für die Umsatzeinbußen, die die Musikwirtschaft wegen der Tauschbörsen im herkömmlichen Tonträgergeschäft erlitten, sei eine Art Abgabe, die die Provider an ihre Kunden weitergeben könnten, die die Tauschbörsen häufig nutzten. Die Zugangsanbieter wiesen die Forderungen Rosens umgehend zurück. Ein Vorstandsmitglied von Europas drittgrößtem Provider Tiscali, Mario Mariani, nannte den Vorschlag "nicht umsetzbar". Der Anteil von Peer-to-Peer-Verbindungen, wie sie in Tauschnetzwerken stattfinden, mache zwischen 30 und 60 Prozent allen Netzverkehrs aus. Solche Datenmengen seien technisch nicht kontrollierbar.

Nach einer Studie des US-Handelsministeriums vom September 2002 hat die mittlerweile geschlossene Musiktauschbörse Napster die Verbreitung von Breitband-Internetzugängen in den USA enorm gefördert. Die neugegründeten, rechtmäßigen Musikangebote der Musikwirtschaft haben nach dem Bericht des "Office of Technology Policy" der Behörde dagegen bisher keinen vergleichbaren fördernden Effekt gehabt. Dass sich die umstrittenen Tauschbörsen für die Zugangsanbieter lohnen, zeigen auch ebenfalls im September 2002 bekannt gewordene Pläne der Musiktauschbörse Kazaa für eine Zusammenarbeit mit Tiscali. Im Rahmen der beabsichtigten Kooperation sollte Kazaa bei seinen mehreren Millionen europäischer Kunden die Breitband-Internetzugänge des italienischen Providers bewerben. Im Gegenzug sollte Tiscali an Sherman Networks als Betreiber von Kazaa für jeden neugewonnenen Kunden einen "Bonus" ("bounty") zahlen. Die Musikwirtschaft reagierte auf die Pläne der beiden Unternehmen mit Empörung. Der "Bonus", den Tiscali Sherman Networks versprochen habe, gehe auf Kosten der gesamten Verwertungskette in der Musikwirtschaft. Von einer Förderung des Aufbaus rechtmäßiger Angebote im Internet durch die Zusammenarbeit, auf die sich Tiscali berufen hatte, könne keine Rede sein.

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