Tauschbörsen doch verantwortlich für Umsatzeinbrüche bei Musik-CDs?
Die umstrittenen Tauschbörsen im Internet sind möglicherweise doch verantwortlich für die Umsatzeinbrüche beim Verkauf von Musik-CDs. Diesen Schluss legt eine neue Studie des US-Marktforschungsunternehmens Forrester Research nahe, die am 22.1.2003 vorgestellt wurde. "Die meisten Verantwortlichen in der Musikindustrie behaupten, dass das Herunterladen von Liedern über Angebote wie Kazaa und Morpheus die CD-Verkäufe kannibalisiert - und sie haben Recht", schreibt eine Verfasserin der Untersuchung, Reineke Reitsma. Beinahe die Hälfte aller "häufigen" europäischen Nutzer von Tauschbörsen gäben an, weniger Musik-CDs zu kaufen. Die meisten davon brennten sich die CDs inzwischen selbst. "Häufige" Nutzer, die mehr als sieben Titel im Monat aus dem Internet herunterladen, machen nach der Untersuchung allerdings nur einen Anteil von 38 Prozent der Tauschbörsennutzer aus. Diese wiederum stellen nur etwa ein Drittel der Internetnutzer beziehungsweise nur etwa 13 Prozent der europäischen Bevölkerung. Dass die Nutzung von Tauschbörsen zu Kaufzurückhaltung bei Musik-CDs führt, wäre demnach nur für etwa zwei bis drei Prozent der Europäer belegt.
Im August 2002 hatte Forrester Research noch erklärt, die Verbreitung von Musik über das Internet sei nicht die Ursache der Umsatzeinbrüche in der Musikwirtschaft, sondern im Gegenteil eine Chance auf bessere Absatzzahlen und höhere Gewinne. Das Unternehmen behauptete damals, die Musikindustrie könne schon im Jahr 2007 über das Internet 2,1 Milliarden US-Dollar (etwa 2 Milliarden Euro) und damit ein Sechstel ihres Umsatzes machen. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Plattenfirmen den Verbrauchern attraktive Nutzungsbedingungen böten. Zum einen müssten die Internetangebote Musik von verschiedenen Musikverlegern und nicht nur von einem einzelnen Unternehmen anbieten. Außerdem müssten Verbraucher die Möglichkeit haben, auch nur einzelne Lieder oder Alben eines Künstlers herunterzuladen ("Pay-per-Song" beziehungsweise "Pay-per-Album"). Der Zwang zum Abschluss umfangreicher Abonnements werde Kunden eher abschrecken, warnte Forrester Research. Für entscheidend hielt es die Unternehmensberatung außerdem, dass die Rechteinhaber das "Brennen" einzelner Musikstücke auf Musik-CDs und die Nutzung heruntergeladener Dateien auf tragbaren Geräten wie Handys, MP3-Spielern oder Notebooks erlaubten. Die Untersuchung bezog sich allerdings auf den US-amerikanischen Markt.
Dokumente:
- Pressemitteilung von Forrester Research v. 22.1.2003
- Pressemitteilung von Forrester Research v. 13.8.2002
Institutionen:
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