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23.01.2003; 18:00 Uhr
Verletzen Nutzer von Linux Urheberrechte an UNIX?
US-Unternehmen will Frage auch für Windows und Mac OS klären

Benutzer des freien Betriebsystems "Linux" verletzen möglicherweise 30 Jahre alte Urheberrechte an "UNIX"-Programmbibliotheken. Diesen Schluss legt eine Mitteilung der US-amerikanischen SCO Group nahe, die alleinige Inhaberin der Urheberrechte des in den 70er und 80er Jahren in den Bell Laboratories entwickelten Betriebssystems "UNIX" ist. Der Softwarehersteller kündigte vor wenigen Tagen an, er habe den als Urheberrechtsfachmann bekannten Rechtsanwalt David Boies beauftragt, mögliche Urheberrechtsverletzungen durch "Linux"-Distributoren und Nutzer zu überprüfen. Geklärt werden soll die mögliche Verwendung von UNIX-Programmbibliotheken aber auch mit Blick auf die Betriebssysteme "Microsoft Windows" und Apples "Mac OS X". Boies ist unter anderem im Zusammenhang mit dem Vorgehen der Musikindustrie gegen die umstrittene Musiktauschbörse Napster und im Kartellrechtsverfahren gegen Microsoft in Erscheinung getreten. Die SCO Group beschwichtigte allerdings, es gebe bisher keine konkreten Pläne, gegen "Linux"-Distributoren vorzugehen. Auch für den Fall, dass sich Urheberrechtsverletzungen bestätigen sollten, müsse das nicht zwangsläufig zu Klagen führen.

Das freie Betriebssystem "Linux" ist in jahrelanger Arbeit von Anhängern der Open-Source-Bewegung unter Führung des Skandinaviers Linus Torvalds geschaffen worden. Die Software wird unter den Bedingungen der sogenannten "GNU General Public Licence" (GPL) vertrieben. Das Betriebssystem darf danach unter einer Reihe von Voraussetzungen kostenlos vervielfältigt, verbreitet und verändert werden. Die "GPL" verpflichtet allerdings zur Offenlegung und Weitergabe des Quellcodes des Programms und etwaiger Weiterentwicklungen. Lange belächelt, ist "Linux" mittlerweile eine erstzunehmende Alternative zu zu herkömmlichen, kommerziellen Betriebssystemen wie "Microsoft Windows". Das US-Unternehmen IBM hat im vergangenen Jahr mit "Linux"-Software, -Hardware und -Dienstleistungen nach eigenen Angaben 1,5 Milliarden US-Dollar umgesetzt, beim Mitbewerber Hewlett Packard waren es sogar 2 Milliarden US-Dollar. Marktbeobachter erwarten, dass sich die Entwicklung fortsetzen wird. Das US-Marktforschungsunternehmen Gartner geht davon aus, dass "Linux" auch 2003 das am schnellsten wachsende Betriebssystem für Hochleistungsrechner bleibt und seinen Marktanteil auf neun Prozent verdoppelt.

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