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20.01.2003; 18:32 Uhr
Robbie Williams findet Musiktauschbörsen "großartig"
"Plattenverlage haben keine Ahnung, was sie machen sollen"

Der britische Sänger Robbie Williams ist von den umstrittenen Musiktauschbörsen im Internet nach eigenen Angaben begeistert. "Ich denke, das ist großartig, wirklich", meinte der 29jährige am 18.1.2003 am Rande einer Musikmesse in Cannes. Gegen die Musikpiraterie könne "niemand etwas machen. Ich bin sicher, mein Plattenverlag wird mich dafür hassen, dass ich das sage, und mein Manager und meine Buchhalter auch", sagte Williams. Er habe die Frage bei seinen Vertragsverhandlungen mit EMI besprochen, von den Zuständigen aber nur "heiße Luft" gehört. "Die Spitzen der Plattenverlage wissen nicht, was sie machen sollen", meinte der ehemalige "Take That"-Sänger. Bei seinem Plattenverlag stieß der Popstar mit seinen Äußerungen tatsächlich eher auf wenig Begeisterung. Eine EMI-Sprecherin meinte, Williams habe schon immer "viel Sinn für Humor" gehabt. Deutlichere Worte fand wenig später der britische Kulturminister Kim Howells. Er meinte, die Äußerungen von Williams seien "beschämend" ("appaling") und liefen darauf hinaus, Diebstahl zu rechtfertigen. "Robbie Williams hat einen 80-Millionen-Pfund Vertrag und macht sich wahrscheinlich nicht allzu viel Sorgen um all die Sänger, Liedschreiber, Musiker und Verleger, deren Lebensunterhalt von ehrlichen Einkünften aus dem Verkauf ihrer Erzeugnisse abhängt, kritisierte Howells. Der Minister wies darauf hin, dass internationale Drogen- und Menschenhändlerringe die Musikpiraterie benutzten, um schmutziges Geld zu waschen.

Auch in der US-Musikwirtschaft sind vor kurzem Zweifel laut geworden, ob die umstrittenen Tauschbörsen im Internet jemals unter Kontrolle gebracht werden können. Der Präsident der Recording Industry Association of America (RIAA), Cary Sherman, meinte am Anfang Januar 2003 gegenüber den BBC Online News, irgendwo im Netz werde es immer kostenlose Musik geben. Daran könnten auch kostspielige Gerichtsverfahren nichts ändern, mit denen gegen rechtswidrige Internetangebote vorgegangen werde. Der Musikindustrie gehe es auch gar nicht darum, die Musikpiraterie auf Tauschbörsen oder Peer-To-Peer-Netzwerken völlig zu unterbinden, stellte Sherman klar. Man wolle die rechtswidrige Verbreitung urheberrechtlich geschützter Werke über das Internet nur so weit in den Griff bekommen, dass man auch in Zukunft mit Musik Geld verdienen könne. "Wenn wir nur in vernünftigem Umfang Kontrolle bekommen, sind wir glücklich", meinte Sherman gegenüber den BBC Online News. Bedauerlicherweise sei man genau davon aber noch "weit entfernt", beklagte der RIAA-Präsident. Man werde im Jahr 2003 deshalb die eigenen Bemühungen zur Bekämpfung der Onlinepiraterie noch verstärken. Einen Schwerpunkt bilden soll dabei nach den Worten Shermans das Vorgehen gegen Hochschulen und Unternehmen, deren Rechner zum Herunterladen rechtswidriger Inhalte genutzt würden. Den Kampf gegen die Musikpiraterie fortsetzen will auch die deutsche Musikwirtschaft. Der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft (Bundesverband Phono) stellte Anfang Januar 2003 klar, rechtswidrige Musikangebote im Internet würden "weiterhin konsequent bekämpft werden".

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