Bundesregierung befürchtet Marktzutrittshindernisse durch Microsofts Palladium
Die Bundesregierung befürchtet durch das sogenannte "Palladium"-Konzept des Softwareherstellers Microsoft Marktzutrittshindernisse für allem für Hersteller freier und quelloffener Computerprogramme. Das geht offenbar aus einer Stellungnahme des parlamentarischen Staatssekretärs Gerd Andres (SPD) auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Martina Krogmann (CDU) hervor, über die heise online am 4.12.2002 berichtet. Es bestehe die "Gefahr, dass Softwareanwendungen auf den neuen besonders sicheren PCs einer Lizenz durch Microsoft bedürfen und dafür hohe Kosten anfallen", zitiert der Onlinedienst aus dem Schreiben von Andres. Durch diese Kosten könnten "erhebliche Marktzutrittshindernisse" für Mitbewerber geschaffen werden. Welche Auswirkungen das "Palladium"-Konzept vor allem für kleinere und mittlere Softwarefirmen habe, lasse sich aber noch nicht genau abschätzen. Die Bundesregierung lasse sich zu der Frage laufend durch eine Arbeitsgruppe beraten, die Anfang August 2002 beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eingerichtet worden sei. Ob das sogenannte "trusted computing" tatsächlich zu mehr Sicherheit im Bereich der elektronischen Datenverarbeitung führt, beurteilt die Bundesregierung nach Darstellung von heise online skeptisch. Die Frage könne nach bisherigem Wissensstand nicht beurteilt werden, zitiert das Internetangebot aus dem Schreiben an Krogmann.
Microsoft plant "Palladium" als Bestandteil künftiger Betriebssysteme, um neue technische Möglichkeiten zur Erhöhung der Betriebssicherheit von Rechnern auszunutzen. "Palladium" soll dabei auf Verschlüsselungsverfahren zurückgreifen, die nach dem Willen zahlreicher Hardwarehersteller in Zukunft fest in die einzelnen Rechner eingebaut werden sollen. Durch den Rückgriff auf die Hardware soll eine erheblich höhere Sicherheit erreicht werden können als durch softwaregestützte Maßnahmen. Entsprechende Schnittstellen hat die Trusted Computing Platform Alliance (TCPA) bereits Anfang 2001 vorgestellt. Mitglieder der TCPA sind fast 150 Gerätehersteller, darunter Compaq, Hewlett Packard, IBM, Intel und Microsoft. Das hardwaregestützte "trusted computing" und damit auch "Palladium" würde sich seinem Wesen nach hervorragend für Systeme zum digitalen Rechtemanagement (DRM) eignen. Microsoft hat in der Vergangenheit aber versichert, dass es dem Unternehmen bei "Palladium" nicht in erster Linie darum gehe, besonders zuverlässig Urheberrechtsverletzungen verhindern zu können. Es gehe auch darum, die Zuverlässigkeit von Betriebssystemen und Anwendungsprogrammen, den Schutz persönlicher Daten und Firmengeheimnissen und die Sicherheit vor Angriffen durch Viren und Hacker zu erhöhen.
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