Auch Pressplay und MusicNet schon bald mit Titeln aller großen Plattenhersteller
Nach dem Musikangebot listen.com werden auch die beiden Mitbewerber Pressplay und MusicNet schon bald Titel aller fünf großen Plattenstudios anbieten. MusicNet teilte am 15.11.2002 mit, man habe mit Sony Music und Universal Music entsprechende Verträge unterzeichnet. Die Meldung kommt nur wenige Tage, nachdem Pressplay eine Zusammenarbeit mit Warner Music angekündigt hatte. MusicNet und Pressplay wollen ihre Musikdatenbanken schon in wenigen Wochen entsprechend ergänzen. MusicNet versprach außerdem nutzerfreundlichere Vertragsbedingungen im Zusammenhang mit dem Brennen von Liedern auf CD-ROM und der Nutzung heruntergeladener Dateien auf mobilen Geräten an. Damit gibt es erstmals Zeichen für einen beginnenden Wettbewerb im Markt für rechtmäßige Musikangebote im Internet.
Hoffnung auf mehr Wettbewerb äußerte nach Bekanntwerden der Vertragsabschlüsse denn auch das Beratungsunternehmen Jupiter Research. Nachdem mittlerweile alle Angebote dieselben Inhalte hätten, sei es an der Zeit, bei der Kundenwerbung "aggressiver" zu werden, meinte Jupiter Research-Analyst Lee Black. In Betracht kämen dafür gezielte Werbeaktionen, beispielsweise in Zusammenarbeit mit Distributionspartnern. Von einem "Durchbruch" ("break in the logjam") sprach auch die Unternehmensberatung Gartner. Ob die Angebot den Kampf gegen die umstrittenen Musiktauschbörsen wie Kazaa gewinnen können, ist allerdings unklar. Die Marktforscher der International Data Corporation (IDC) schätzen die Zahl der Abonnenten rechtmäßiger Musikangebote auf etwa eine halbe Million. Das ist wenig im Vergleich zu den geschätzten zehn Millionen Nutzern von Kazaa.
Die Bereitschaft der Plattenhersteller zum Abschluss gegenseitiger Lizenzverträgen gefördert haben könnten möglicherweise Untersuchungen der Kartellbehörden. Weil die an listen.com, Pressplay und MusicNet beteiligten Unternehmen gemeinsam im internationalen Musikmarkt eine völlig beherrschende Stellung haben, waren bereits früh Befürchtungen laut geworden, die Musikindustrie könne durch Absprachen ein Monopol für Musik im Internet errichten. Das US-Justizministerium als zuständige US-Kartellbehörde hat einige beteiligte Unternehmen deshalb bereits Mitte Oktober 2001 aufgefordert, ihre Lizenzbedingungen und -gebühren für die neuen Angebote offenzulegen. Unter die Lupe nehmen wollten die Wettbewerbshüter vor allem die Frage, ob es zwischen den großen Musikverlegern zu wettbewerbswidrigen Vertriebs- oder Preisabsprachen gekommen ist. Entsprechende Untersuchungen liefen vorübergehend auch bei der Europäischen Kommission (Kommission).
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