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05.12.2002; 20:43 Uhr
ARD warnt vor "schleichender Renationalisierung" des TV durch Verschlüsselung
"Digitales Satellitenfernsehen muss auch im Ausland frei empfangen werden können"

Die ARD befürchtet nach den Worten ihres scheidenden Vorsitzenden Fritz Pleitgen durch die zunehmende Verschlüsselung des digitalen Satellitenfernsehens eine "schleichende Renationalisierung des Fernsehens". Die digital über Satellit ausgestrahlten Programme müssten auch in Zukunft auch jenseits der jeweiligen Landesgrenzen frei empfangen werden können, forderte Pleitgen am 4.12.2002 in Brüssel. Eine Einschränkung des freien Empfangs liege weder im Interesse der Zuschauer noch in dem der europäischen Filmwirtschaft, meinte der ARD-Vorsitzende, der auch Intendant des Westdeutschen Rundfunks WDR ist. Schützenhilfe bekam Pleitgen in Brüssel von seinem NDR-Kollegen Jobst Plog, der im kommenden Jahr den ARD-Vorsitz übernehmen wird und bereits jetzt Präsident des deutsch-französischen Kulturkanals Arte ist. Plog rief dazu auf, in der Europäischen Union "am Prinzip des freien Flusses von Informationen mit aller Kraft festzuhalten". Grund für die zunehmende Verschlüsselung sei allein der Versuch der Medienwirtschaft, bei der Verwertung von Senderechten bessere Ergebnisse zu erzielen.

Die ARD warnt bereits seit längerem vor der Verschlüsselung von digitalen Satellitenprogrammen, die eine Beschränkung der Empfangbarkeit auf bestimmte Länder ermöglichen. Pleitgen forderte bereits im März 2003, das Problem müsse dringend politisch geklärt werden, sonst könne man das Fernsehen ohne Grenzen "beerdigen". Die Sender würden von den Rechteinhabern regelrecht "am Nasenring vorgeführt". Streit über die Verschlüsselung ist vor allem im Zusammenhang mit der Fußball-WM 2002 und 2006 entstanden. Die Kirch-Gruppe als Inhaberin der weltweiten Senderechte für die beiden Veranstaltungen hatte landesweite Senderechte an Fernsehsender in verschiedenen europäischen Ländern weiterverkauft. In Spanien kam beispielsweise exklusiv der Bezahlfernsehsender Via Digital zum Zug, in Deutschland erhielten ARD und ZDF den Zuschlag für 25 Begegnungen der Fußball-WM 2002. Zu Schwierigkeiten führte, dass ARD und ZDF die Spiele auch im Rahmen ihres digitalen Angebots ausstrahlen wollen, das über Satellit auch im europäischen Ausland, darunter auch in Spanien, empfangen werden kann. Via Digital, das eine Aushöhlung seiner Senderechte befürchtet, hatte deshalb verlangt, ARD und ZDF müssten durch eine Verschlüsselung sicherstellen, dass ihr Programm nur in Deutschland gesehen werden kann.

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