Microsoft nutzt umstrittene Musiktauschbörse zu Werbezwecken
Der Softwarehersteller Microsoft nutzt offenbar eine der umstrittenen Musiktauschbörsen im Internet, um Werbung für eigene Produkte zu machen. Das US-Unternehmen habe über das Tauschnetzwerk von Kazaa zwei Werbefilme in Umlauf bringen lassen, die nur mit dem neuen "Microsoft Media Player 9" lauffähig seien, berichtet Jon Healey von der Los Angeles Times am 21.10.2002. Bei dem Material handele sich um Werbeausschnitte aus den Filmen "Boom Boom Huck Jam" und "The Rules of Attraction". Wer sich die Videos aus dem Netzwerk von Kazaa herunterlade und ansehe, löse damit auch ein Herunterladen der neuesten Version des "Microsoft Media Player" aus, schreibt Healey. Microsoft wolle durch das Vorhaben der Filmwirtschaft zeigen, dass das digitale Rechtemanagement des "Media Players" die Gefahr durch Internettauschbörsen beherrschbar mache. Das Unternehmen wolle damit auch im Wettkampf mit dem Mitbewerber Apple und dessen Konkurrenzprodukt, dem "QuickTime Video Player", Boden wett machen. Microsoft habe deshalb nicht nur die Kosten für das einmalige Einstellen der Filme in Kazaa übernommen, sondern zahle für jeden Download der beiden Videos, berichtet die Los Angeles Times.
Erst Ende September 2002 hatten Pläne des italienischen Internetproviders Tiscali für eine Zusammenarbeit mit der Musiktauschbörse Kazaa zu heftigen Protesten der Musikindustrie geführt. Nach einem Bericht der New York Times sollte Kazaa bei seinen mehreren Millionen europäischer Kunden die Breitband-Internetzugänge des italienischen Providers bewerben. Im Gegenzug wollte Tiscali an den Betreiber von Kazaa, die auf einer Insel im Südpazifik angesiedelten Sherman Networks, für jeden neugewonnenen Kunden einen "Bonus" ("bounty") zahlen. Die International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) zeigte sich über die Pläne "schockiert". Der "Bonus", den Tiscali Sherman Networks versprochen habe, gehe auf Kosten der gesamten Verwertungskette in der Musikwirtschaft. Tiscalis Behauptung, die Kooperation sei ein wichtiger Schritt bei der Schaffung eines legalen Marktes, sei "völliger Nonsens", meinte der IFPI-Vorsitzende Jay Berman. Von einer Förderung des Aufbaus rechtmäßiger Angebote im Internet durch die Zusammenarbeit könne keine Rede sein. Berman verwies auf einen laufenden Rechtsstreit der US-Musikindustrie mit Kazaa.
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