Neue MTV-Show soll zeigen, "dass Leute so ziemlich alles für Geld tun"
Nach der Aufregung um die Sendungen "MTV Jackass" und "MTV Freak Show" steht MTV Deutschland möglicherweise schon bald der nächste Ärger mit der Medienaufsicht ins Haus. Nach Informationen des Branchendiensts kress online will der Musikkanal ab Oktober 2002 eine neue Show ins Programm nehmen, die zeigen soll, "dass Leute so ziemlich alles für Geld tun". Kandidaten müssen in "I bet you will" nach Angaben von kress online 15 Zentimeter große Kakerlaken essen oder sich die Haare abrasieren, um diese dann in Butter serviert zu essen. Streit mit der zuständigen Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien (BLM) wäre damit vermutlich vorprogrammiert. Die Medienwächter hatten dem Sender im Juni 2002 wegen "offensichtlicher schwerer Jugendgefährdung" bereits die nochmalige Ausstrahlung von sechs Folgen der umstrittenen "MTV Freak Show" untersagt, in der die Darsteller sich bei halsbrecherischen Kunststücken erheblichen Gefahren für Leib und Leben aussetzen. Außerdem hatte die BLM für weitere Folgen der Sendung eine Sendezeitbeschränkung auf die Zeit nach 23 Uhr ausgesprochen. Die Sendezeitbeschränkung wurde Ende August 2002 auch vom Verwaltungsgericht München (VG) bestätigt. Aufgehoben wurde allerdings das Sendeverbot für die bereits ausgestrahlten Folgen. Die BLM hat soweit Berufung zum Bayerischen Verwaltungsgerichtshof (BayVerwGH) eingelegt. MTV drohen wegen der "Freak Show" möglicherweise auch strafrechtliche Konsequenzen. Gegen die Verantwortlichen läuft nach Angaben der BLM ein Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft am Landgericht München I.
Die Gemeinsame Stelle Jugendschutz und Programm (GSJP) der Landesmedienanstalten hatte bereits Mitte Juni 2002 bei den MTV-Sendungen "MTV Freak Show" und "MTV Jackass" Jugendschutzverstöße festgestellt. Nach Darstellung der GSJP werden vor allem in der "MTV Freak Show" für Jugendliche Anreize für Verhaltensweisen gegeben, die schwere körperliche Beeinträchtigungen zur Folge haben können. Die einzelnen gezeigten Szenen wiesen große Alltagsnähe auf und verharmlosten durchgehend die möglichen Folgen riskanter "Mutproben" und Selbstverletzungen. Gefährlich sei vor allem das gebotene "hohe Nachahmungspotential" der Sendungen. MTV wirbt für die "Freak Show" in seinem Internetangebot damit, es handele sich um "Irrsinn in seiner reinsten Form". Bei der Sendung gehe es "endlich mal wieder so richtig ab im deutschen Fernsehen". Zu der ähnlichen, in den US produzierten Serie "MTV Jackass" schreibt der Sender, wo andere Shows ausblendeten, "fängt MTV Jackass erst an". Die Internetseiten enthalten allerdings die ausdrückliche Warnung, die Shows zeigten Stunts "von Profis und/oder totalen Idioten", die "unter Einhaltung von strengen Sicherheitsbestimmungen durchgeführt wurden". Zuschauer sollten die dargestellten Szenen nicht nachahmen. Das diese Warnungen offensichtlich nicht ausreichen, zeigen die Warnhinweise, die seit einiger Zeit in "MTV Jackass" eingeblendet werden. Dort werden die Zuschauer beispielsweise darauf aufmerksam gemacht, dass die gezeigten Stunts nicht im öffentlichen Straßenverkehr, sondern auf abgesperrten Straßen gedreht werden.
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