Privatsender drängen wegen "Schleichwerbung" beim ZDF auf neue Regelungen
Die deutschen Privatsender drängen wegen angeblicher Schleichwerbung beim ZDF auf eine Änderung des Rundfunkstaatsvertrages (RfStV). Der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) teilte am 25.6.2002 mit, man werde sich bei den Ministerpräsidenten der Länder für neue Regelungen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk einsetzen. Spätestens mit Beginn des neuen Rundfunkgebührenzeitraums ab dem Jahr 2005 müssten die Möglichkeiten von ARD und ZDF eingeschränkt werden, sich Sendungen von Dritten bezahlen zu lassen. Die Kritik des VPRT richtet sich vor allem gegen eine Ausgabe von "Wetten, dass", die das ZDF Anfang Juli 2002 ausstrahlen will. In erheblichem Umfang unterstützt wird der Sender bei der Durchführung der Veranstaltung vom Freizeitpark Euro-Disneyland, dem Logistikunternehmen Danzas und dem Energiekonzern RWE. VPRT-Präsident Jürgen Doetz sprach im Zusammenhang mit der Sendung von "knallharter Werbung". Dass Werbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nach dem RfStV nur bis 20 Uhr zulässig sei, werde vom ZDF "dreist" missachtet. Bei Privatsendern hätten die Landesmedienanstalten einen vergleichbaren Verstoß niemals zugelassen. Das ZDF verteidigte sich gegenüber den Vorwürfen damit, es sei nach der verfassungsgerichtlichen Rechtsprechung sogar dazu verpflichtet, alle Finanzierungsmöglichkeiten auszuschöpfen, um die erhobenen Rundfunkgebühren sparsam einsetzen zu können.
Das ZDF wird die traditionelle Sommerausgabe von "Wetten, dass" am 6.7.2002 ausstrahlen. Gesendet wird die Schau, deren Kosten auf 1,2 bis 1,4 Millionen Euro geschätzt werden, aus dem Euro-Disneyland in der Nähe von Paris. Der Freizeitpark stellt nicht nur den Sendeort, sondern übernimmt auch die Kosten für die Übernachtung von ZDF-Mitarbeitern und Gästen in den unternehmenseigenen Hotels. Im Gegenzug wird der Freizeitpark in der Sendung vermutlich nicht nur namentlich genannt werden, sondern auch mit Auftritten bekannter Disney-Figuren wie Donald Duck und Mickey Maus vertreten sein. Unter die Arme greifen lässt sich das ZDF außerdem vom Transportunternehmen Danzas, einer Tochter der Deutschen Post. Der Logistikdienstleister übernimmt den Transport der ZDF-Sendetechnik nach Paris und zurück auf den Mainzer Lerchenberg. Außerdem kümmert sich Danzas auch vor Ort darum, dass das benötigte Material zur richtigen Zeit am richtigen Ort verfügbar ist. Von einem Sponsor übernommen wird schließlich auch das Preisgeld von 50.000 Euro für den sogenannten "Wettkönig". Hier springt in bewährter Manier der Energiekonzern RWE ein. Dass die Schau vom beliebten ZDF-Showmaster Thomas Gottschalk moderiert wird, passt gut ins Bild. Die Werbeeinnahmen des Schauspieler, der unter anderem bei der Deutschen Post und beim Süßwarenhersteller Haribo unter Vertrag steht, werden auf über zehn Millionen Euro jährlich geschätzt.
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