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10.07.2002; 17:00 Uhr
Plattenfirmen warnen vor "Umsonst-Mentalität" bei Musik
IFPI: Weniger neue Künstler, weniger neue Musik

Die Plattenfirmen haben eindringlich vor den Folgen einer "Umsonst-Mentalität" ("for-free-mentality") bei Musik gewarnt. Die International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) erklärte am 10.7.2002 in London, die abnehmende gesellschaftliche Achtung vor den Urheberrechten von Komponisten, ausübenden Künstlern und Tonträgerherstellern sei die größte Herausforderung, vor der die Musikindustrie in ihrer Geschichte bisher gestanden habe. Der IFPI-Vorsitzende Jay Berman meinte, das "Umsonst-Denken" bedeute auf lange Sicht weniger neue Künstler, weniger neue Musik, den Wegfall von Tausenden von Stellen und eine Verarmung der europäischen Kultur insgesamt. Unterstützung bekam Berman vom Geschäftsführer von Universal International, John Kennedy. Kennedy warnte, wenn es nicht gelinge, bei Verbrauchern ein stärkeres Bewußtsein für die Erforderlichkeit der Achtung von Urheberrechten zu schaffen, wären die Plattenfirmen in Zukunft nicht mehr in der Lage, bis zu 15 Prozent ihrer Einnahmen in den Aufbau neuer Künstler zu investieren. Die Europäische Union forderte Kennedy auf, die "unfaire Diskriminierung" zwischen Musik-CDs und anderen Kulturgütern zu beenden, für die in den EU-Mitgliedsstaaten zum Teil ermäßige Mehrwertsteuersätze gälten.

Der Umsatz mit Musik-CDs, LPs und Musikkassetten ist im Jahr 2001 in Deutschland um 10,2 Prozent von 2,490 auf 2,235 Milliarden Euro eingebrochen. Die Verbände der deutschen Musikindustrie machen dafür das illegale Herunterladen von Musik aus Internetangeboten wie der umstrittene Musiktauschbörse Napster und das massenhafte Kopieren von Musik-CDs durch die Verbraucher verantwortlich. Der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft (Bundesverband Phono) wies Mitte März 2002 auf eine Untersuchung der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hin, nach der im Vorjahr 17,1 Millionen Verbraucher Musik auf 182 Millionen CD-Rohlinge gebrannt hätten. Das sei mehr gewesen als die 173 Millionen CD-Alben, die 2001 über den Ladentisch gegangen seien. Der Zusammenhang von sinkenden Umsätzen einerseits und Musiktauschbörsen und selbstgebrannten Musik-CDs anderseits ist allerdings umstritten. Das Institut für Demoskopie Allensbach kam bereits in einer im Januar 2002 vorgelegten Studie zu dem Schluss, das Herunterladen von Musik aus dem Internet sei möglicherweise sogar ein Kaufanreiz. Nach der "Allensbacher Computer- und Telekommunikationsanalyse" (ACTA) geben zwar 30 Prozent der Onlinenutzer an, heute weniger CDs als vor drei Jahren zu kaufen. Bei denjenigen, die bereits Musik aus dem Internet heruntergeladen haben, beträgt der Anteil sogar 37 Prozent. Auf der anderen Seite meinen 23 beziehungsweise 28 Prozent, dass sie heute eher mehr CDs kaufen als bisher.

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