Stoiber fordert Verleihverbot für Gewaltvideos
Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber hat ein Verleihverbot für Videofilme mit Gewaltdarstellungen gefordert. Der Herausforderer von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) meinte am 7.5.2002 gegenüber dem Onlineangebot heute.t-online, anders lasse sich nicht vermeiden, dass Volljährige die Videos ausliehen und sie sich anschließend gemeinsam mit Minderjährigen ansähen. Es sei bedauerlich, dass die von der Bundesregierung geplante Novelle des Jugendschutzrechts das nicht berücksichtige. Außerdem sprach sich Stoiber in dem Interview für ein völliges Verbot von "Killerspielen" aus. Er halte es für unannehmbar, wenn ein Computerspiel die Nutzer dafür belohne, dass sie menschenähnliche Figuren töteten. Der CSU-Vorsitzende meinte, es müsse zum Ausdruck gebracht werden, "dass die Gesellschaft so etwas ablehnt". Stoiber wies darauf hin, dass drei bis fünf Prozent der Bevölkerung in instabilen psychischen Verhältnissen lebten. Angesprochen auf die leichte Verfügbarkeit von Computerspielen im Internet und die vor allem in den USA großzügigere Rechtslage beim Jugendschutz meinte der Kanzlerkandidat der Union, ein entsprechendes Verbot müsse "weltweit" erreicht werden. Er hoffe, dass über die Europäische Union (EU) eine entsprechende internationale Vereinbarung mit den Vereinigten Staaten zustande kommen könne.
In Deutschland und den USA werden zunehmend Stimmen laut, die ein entschiedeneres Vorgehen gegen Gewaltdarstellungen in Computerspiele fordern. Im US-Kongress wurde Anfang Mai 2002 ein Gesetzentwurf eingebracht, der die Verbreitung jugendgefährdender Spielsoftware an Minderjährige erstmals bundesrechtlich unter Strafe stellen soll. Vorausgegangen waren entsprechende Gesetzesinitiativen in einzelnen US-Bundesstaaten. Der Entwurf kam nur einen Tag, nachdem ein US-Bundesgericht in Missouri eine Landkreisverordnung für gültig erklärt hatte, die die Abgabe von Videospielen mit gewalttätigem oder sexuellem Inhalt an Jugendliche von der Zustimmung der Erziehungsberechtigten abhängig machte. In Deutschland hat Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) mittlerweile bestätigt, dass bei der vorgesehenen Novelle des Jugendschutzrechts die Regelungen für Videos und Computerspiele mit gewaltverherrlichenden Darstellungen erweitert werden sollen. Geplant ist unter anderem eine Alterskennzeichnung für Computerspiele.
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