Staatsanwaltschaft ermittelt gegen "Max"-Reporter wegen Hausfriedensbruchs
Die Berliner Staatsanwaltschaft hat gegen zwei Reporter der Zeitschrift "Max", die in einer Toilette des Berliner Reichstagsgebäudes mit Sprengstoffchemikalien festgenommen worden waren, ein Ermittlungsverfahren wegen Hausfriedensbruchs eingeleitet. Das teilte die Pressesprecherin der Behörde, Ariane Faust, am 13.5.2002 in Berlin mit. Die Journalisten hatten nach eigenen Angaben Sicherheitslücken bei der Bewachung des Bundestages aufdecken wollen. Sie sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Bundestagsvizepräsident Rudolf Seiters (CDU) zeigte sich verärgert. Die Festnahme erinnert an einen Vorfall im November 2000. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hatte damals gegen zwei Journalisten ein einjähriges Hausverbot verhängt. Die beiden SAT.1-Redakteure hatten im Reichstag ohne Drehgenehmigung heimlich Filmaufnahmen gemacht und durch Wischtests Spuren von Kokain in 22 von 28 Abgeordnetentoiletten nachgewiesen. Das Berliner Verwaltungsgericht hatte das Hausverbot im Juni 2001 allerdings nachträglich aufgehoben.
Die "Max"-Reporter waren am 10.5.2002 in einer Toilette des Reichstagsgebäudes festgenommen worden. Ins Gebäude gelangt waren sie vermutlich durch einen Besuchereingang. Die beiden Festgenommenen hatten Aktivkohle, Salz und Salpeter und damit Chemikalien bei sich, die sich grundsätzlich zur Herstellung von Sprengstoff eignen. Einer der beiden Journalisten zeigt bei der Festnahme einen Presseausweis vor, der aber nicht zum Betreten des Reichstagsgebäudes berechtigte. Das Gebäude wurde daraufhin evakuiert und drei Stunden lang erfolglos nach Sprengstoff durchsucht. Für Besucher geöffnet wurde der Reichstag erst wieder am 11.5.2002. Der Chefredakteur der "Max", Hajo Schuhmacher, rechtfertigte die Aktion am 12.5.2002 gegenüber der "Bild am Sonntag" damit, die beiden Mitarbeiter hätten über Sicherheitsvorkehrungen im Regierungsviertel recherchiert. Dabei hätten sich tatsächlich auch schwerwiegende Sicherheitslücken herausgestellt. Bundestagsvizepräsident Seiters sprach dagegen von "makabrem Sensationsjournalismus". Er kündigte an, das Präsidium des Bundestages mit dem Vorfall zu befassen.
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