Hessische Zeitungsverleger enttäuscht über Zuschlag für "Rhein-Main-TV"
Die hessischen Zeitungsverleger sind enttäuscht darüber, dass beim geplante Ballungsraumfernsehen im Rhein-Main-Gebiet ein Mitbewerber den Zuschlag erhalten hat. "Wir können nur den Schluss ziehen, dass hier möglicherweise eine Entscheidung gegen die Zeitungsverlage gefällt werden sollte", kritisierte der Vorsitzende des Verbands Hessischer Zeitungsverleger (VHZV), Wolfgang Maaß, am 9.4.2002 in Offenbach. Die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR) hatte am 8.4.2002 erklärt, dass beim geplanten Ballungsraumfernsehen die Rhein-Main-TV, ein Zusammenschluss mehrerer kleinerer Studiobetreiber, Fernsehproduzenten und Produktionsgesellschaften, zum Zug kommen sollte. Ohne Erfolg blieb dagegen die Bewerbung der Inter City TV, einer Anbietergemeinschaft, hinter dem neben verschiedenen Zeitungsverlagen auch ein Filmproduzent und ein regionaler Hörfunksender stehen. Die Behörde begründete ihre Entscheidung damit, die Rhein-Main-TV biete auf Grund der geplanten Programminhalte eine "bessere Gewähr für eine größere Meinungsvielfalt". Die Zeitungsverleger beklagten, die LPR habe beim Zuschlag für den Konkurrenten gesetzliche Vorgaben nicht beachtet. Nach hessischem Recht müssten bei Anbietergemeinschaften auch Zeitungsverlage beteiligt sein, meinte der VHZV. Das bei sei Rhein-Main-TV aber nicht der Fall.
Rhein-Main-TV will noch in diesem Jahr auf Sendung gehen. Das Unternehmen plant neben einer Hauptnachrichtensendung umfangreiche stündliche Kurznachrichten über politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Ereignisse aus der Region. Geboten werden soll dabei deutlich Information mehr als die an Wochentagen gesetzlich geforderten 240 Minuten. Auf dem Programm stehen außerdem Magazin-, Talk- und Sportsendungen aus dem Rhein-Main-Gebiet. Der Sender, der teils über Antenne und teils über mehrere regionale Kabelnetze ausgestrahlt werden wird, soll insgesamt deutlich über eine Million Zuschauer erreichen. Das geplante Verbreitungsgebiet umfasst in Hessen die kreisfreien Städte Darmstadt, Frankfurt am Main, Offenbach und Wiesbaden sowie den Kreis Darmstadt-Dieburg, den Kreis Groß-Gerau, den Kreis Offenbach, den Rheingau-Taunus-Kreis, den Main-Taunus-Kreis, den Hoch-Taunus-Kreis, den Wetterau-Kreis und den Main-Kinzig-Kreis. Die LPR zeigte sich zuversichtlich, dass das Angebot auch die werbetreibende Wirtschaft überzeugen und belegen werde, dass Lokal-Fernsehen "Zukunft habe". Die Wirtschaftlichkeit von regionalen Fernsehsendern wurde in der Vergangenheit immer wieder in Frage gestellt. Beispielsweise arbeiten die Lokalsender der angeschlagenen Kirch-Gruppe in München und Berlin trotz jahrelanger Investitionen in Millionenhöhe nach wie vor nicht rentabel.
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