mobiles Menü Institut für Urheber- und Medienrecht
08.04.2002; 21:31 Uhr
KirchMedia stellt Insolvenzantrag
Geschäftsführer bleiben vorerst im Amt - Banken stellen neue Gelder in Aussicht

Die Münchener Kirch-Gruppe steht vor großen Herausforderungen. Mit der KirchMedia KG meldete am 8.4.2002 der wichtigste Konzernteil wegen Zahlungsunfähigkeit Insolvenz beim Amtsgericht München an. Die KirchMedia KG beinhaltet mit den Hauptbereichen FreeTV und Rechtehandel das Kerngeschäft der Kirch-Gruppe. Das Unternehmen hält Mehrheitsbeteiligungen unter anderem an der ProSiebenSat.1 Media AG mit den Sendern SAT.1, ProSieben, Kabel1, N24, an DSF, dem Filmrechtehändler Tauruslizenz und den Sportverwertern ISPR und KirchSport. Bei der KirchMedia KG sind rund 6500 der etwa 9500 Mitarbeiter der Kirch-Gruppe beschäftigt. Grund für den Insolvenzantrag waren Schulden der KirchMedia KG von zuletzt rund 1,9 Milliarden Euro. Die Verbindlichkeiten der Kirch-Gruppe insgesamt belaufen sich nach eigenen Angaben auf etwa 6,5 Milliarden Euro. Die Geschäfte der KirchMedia KG führen bis auf weiteres die erst vor einem Monat bestellten neuen Geschäftsführer Wolfgang van Betteray und Hans-Joachim Ziems. Auch die bisherigen Geschäftsführer Fred Kogel, Alexander Liegl und Dieter Hahn behalten ihre Aufgaben. Der vorläufig bestellte gerichtliche Insolvenzverwalter Michael Jaffé hat vorerst nur Kontrollfunktion. Nicht mehr der Geschäftsführung gehört allerdings der Gründer der Kirch-Gruppe, der 75jährige Leo Kirch, an. Die KirchPayTV KG, die den Sender Premiere World betreibt, stellte entgegen anderslautender Meldungen zunächst keinen Insolvenzantrag.

Vertreter von Geschäftsführung und Gläubigerbanken zeigten sich am 8.4.2002 auf einer Pressekonferenz in München zuversichtlich, mit dem Kerngeschäft der Kirch-Gruppe nach einem grundlegenden Umbau des Unternehmens weiter auf dem Markt bestehen zu können. Für die Commerzbank, neben der halbstaatlichen Bayerischen Landesbank, der HypoVereinsbank und der DZ Bank eine der Hauptgeldgeber der Kirch-Gruppe, erklärte Vorstandsmitglied Wolfgang Hartmann, die Gläubiger seien bereit, bei der Sanierung als Eigenkapitalgeber aufzutreten. Nach Angaben von Hartmann benötigt allein die KirchMedia KG mindestens eine Milliarde Euro neuer Kredite, um ihre Geschäfte fortführen zu können. Ein Betrag in dreistelliger Millionenhöhe müsse davon bereits bis Anfang Juni 2002 zur Verfügung stehen. Geschäftsführer van Betteray gab seiner Hoffnung Ausdruck, bei der KirchMedia KG und ihren Tochtergesellschaften Kosten in dreistelliger Millionenhöhe einsparen zu können. Der Sanierer setzt dabei nach eigenen Angaben nicht vorrangig auf Stellenabbau. Er hofft vielmehr, mit US-Studios nachträglich Preisnachlässe bei überteuert eingekaufte Filmrechte aushandeln zu können. Die Arbeitsplätze der KirchMedia KG sollen so weit wie möglich erhalten werden.

Firmengründer Leo Kirch verabschiedete sich am gleichen Tag in einem bewegenden Brief von seinen Mitarbeitern. Der 75jährige betont darin, er habe beim Aufbau seines Unternehmens immer inhaltliche Gesichtspunkte im Auge gehabt. Nun hoffe er, dass sie auch die Zukunft des Konzerns bestimmen würden. In dem Brief heißt es weiter: "Gerne hätte ich weiterhin für unsere Firma und ihre Zukunft gestanden und Sorge getragen. Nun ist mir die Führung aus der Hand genommen worden. Ich möchte mich von Ihnen verabschieden und mich herzlich für Ihre treue Zusammenarbeit mit mir bedanken." Das Schreiben schließt mit den Worten "Gottes Segen. Dr. Leo Kirch".

Dokumente:

Institutionen:

[IUM/jz]

Permanenter Link zu dieser News Nr. 607:

https://www.urheberrecht.org/news/607/


Zurück zur Liste


Der kostenlose Service unserer Online-Redaktion.

Das IUM dokumentiert die politischen und rechtlichen Entwicklungen aus dem Bereich des Urheber- und Medienrechts und gibt einen tagesaktuellen Newsletter heraus. Dieser informiert über neue Gerichtsentscheidungen und laufende Gesetzgebungsverfahren und ist dabei dem Gebot strikter Neutralität verpflichtet. Fördermitglieder erhalten den Newsletter vorab per E-Mail. Sein Inhalt wird hier dokumentiert.

Hier können Sie sich für den IUM Newsletter anmelden!

Gerne schicken wir Ihnen auch alle aktuellen Informationen per Mail.