Sony und Universal starten Internetmusikdienst Pressplay
Mit der Eröffnung des Onlinedienstes Pressplay bieten nun auch die Unternehmen Sony und Universal Musik im Internet an. Über die Seiten der Pressplay-Partner Microsoft Network, Roxio und Yahoo können ab sofort Lieder angehört, auf den eigenen Rechner heruntergeladen und anschließend unter bestimmten Voraussetzungen auch auf Musik-CDs gebrannt werden. Das Angebot ist kostenpflichtig und muss abonniert werden. Der Start von Pressplay kommt nur wenige Wochen nach Eröffnung des Internetangebots MusicNet, das bereits Anfang Dezember 2001 ins Rennen gegangen war. Hinter MusicNet stehen Bertelsmann, EMI und Warner Music, die bei ihrem Dienst auf die Zusammenarbeit mit AOL und RealNetworks setzen. Ob sich die neuen Bezahlangebote gegenüber kostenlose Musiktauschbörsen wie Aimster, Audiogalaxy, Musiccity oder Kazaa behaupten werden, ist fraglich. Unklar ist auch der Ausgang der Kartellverfahren, die zur Zeit wegen MusicNet und Pressplay laufen. Die Europäische Kommission und das US-Justizministerium ermitteln gegen die beteiligten Unternehmen bereits seit längerem wegen des Verdachts wettbewerbswidriger Absprachen.
Pressplay bietet seinen Abonnenten verschiedene Preismodelle an. Zum Einsteigertarif von 10 US-Dollar monatlich (etwa 22 Mark) können 300 Lieder einmalig aus dem Internet angehört ("Streams") und weitere 30 auf den eigenen Rechner heruntergeladen werden ("Downloads"). Wer die Musikstücke auch auf CD brennen möchte, muss dafür mindestens 15 US-Dollar (etwa 32 Mark) monatlich anlegen. Für diesen Betrag können im Monat 10 Lieder gebrannt werden, auf einer CD allerdings nie mehr als zwei eines bestimmten Interpreten. Im teuersten Tarif, der monatlich 25 US-Dollar (etwa 54 Mark) kostet, können 1000 Musikstücke über das Internet angehört, 100 weitere heruntergeladen und bis zu 20 Titel auf CD gebrannt werden. Bei einer Kündigung des Abonnements können auf die eigene Festplatte heruntergeladene Lieder nicht mehr abgespielt werden. Erhältlich ist auch ein kostenloses Schnupperabonnement, bei dem innerhalb von zwei Wochen 200 Musikstücke angehört und 20 weitere heruntergeladen werden können. Das Konkurrenzangebot MusicNet bietet für knapp 10 US-Dollar monatlich 100 Downloads und 100 Streams.
Weil die an Pressplay und MusicNet beteiligten Unternehmen gemeinsam im internationalen Musikmarkt eine völlig beherrschende Stellung haben, waren bereits früh Befürchtungen laut geworden, die Musikindustrie könne durch Absprachen ein Monopol für Musik im Internet errichten. Das US-Justizministerium als zuständige US-Kartellbehörde hat die Unternehmen deshalb bereits Mitte Oktober 2001 aufgefordert, ihre Lizenzbedingungen und -gebühren für die neuen Angebote offenzulegen. Unter die Lupe nehmen wollen die Wettbewerbshüter vor allem die Frage, ob es zwischen den großen Musikverlegern zu wettbewerbswidrigen Vertriebs- oder Preisabsprachen gekommen ist. Entsprechende Vorwürfe waren zuletzt im Verfahren gegen die umstrittene Internet-Musiktauschbörse Napster laut geworden. EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti hatte bereits Mitte Juni 2001 erklärt, es gebe im Zusammenhang mit den Online-Plänen der Musikindustrie "eine ganze Reihe von Fragen, die einer genauen Untersuchung wert sind". Auch die Brüsseler Wettbewerbshüter argwöhnen, dass die Musikunternehmen vor dem Aufbau neuer Internet-Angebote möglicherweise wettbewerbswidrige Absprachen getroffen haben könnten.
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