Liberty will scheinbar doch bei Premiere World einsteigen
Der Kabelnetzbetreiber Liberty Media will sich nun möglicherweise doch an Kirchs verlustträchtigem Bezahlfernsehsender Premiere World beteiligen. Das Bundeskartellamt bestätigte am 23.11.2001, das US-Unternehmen habe bereits vor einer Woche entsprechende Pläne angemeldet. Die Behörde gab damit Gerüchten von Mitte November 2001 neue Nahrung, Liberty Media wolle den Anteil von Rupert Murdochs News Corporation an Kirchs Pay-TV-Sender übernehmen. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hatte am 15.11.2001 gemeldet, entsprechende Verhandlungen ständen kurz vor dem Abschluss. Die News Corporation ist über ihre britische Tochter BSkyBb mit 22,03 Prozent an Premiere World beteiligt. Sprecher von Liberty Media und der Kirch-Gruppe hatten Gespräche bestätigt. Das Münchener Medienunternehmen hatte aber von Anfang an klargestellt, dass eine Beteiligung des US-Unternehmens an Premiere World nicht im Vordergrund der Verhandlungen gestanden hätte. Vorübergehend für Verwirrung gesorgt hatte das Verhalten von Liberty Media-Chef John Malone. Malone hatte noch am 18.11.2001 gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAZ) erklärt, Liberty Media würde eine vertragliche Vereinbarung mit Kirch über eine gemeinsame Vermarktung des Programms gegenüber einer Kapitalbeteiligung vorziehen. Der Erwerb einer Beteiligung an Premiere World sei "nicht der effizienteste Weg, um eine gemeinsame Basis für eine Zusammenarbeit zu finden".
Liberty Media hat Anfang September 2001 die letzten sechs regionalen Kabelnetze der Deutschen Telekom übernommen. Das US-Medienunternehmen bekommt mit dem Kauf Zugriff auf mehr als zehn Millionen angeschlossene Haushalte, die etwa 40 Prozent des deutschen Kabelmarktes ausmachen. Der vereinbarte Kaufpreis von 5,5 Milliarden Euro (etwa 10,8 Milliarden Mark) wird allerdings nur fällig, wenn das Bundeskartellamt die Übernahme genehmigt. Liberty Media-Chef Malone ist es außerdem gelungen, umfangreiche Ausstiegsklauseln für den Fall durchzusetzen, dass sich die medienrechtlichen Rahmenbedingungen für das Vorhaben verschlechtern. Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften, darunter der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), haben wiederholt gefordert, durch eine Änderung des Rundfunkstaatsvertrages (RfStV) auch nach dem Übergang der Kabelnetze Programmvielfalt und Netzzugang zu sichern. Auch die Landesmedienanstalten haben vor einem möglichen Mißbrauch wirtschaftlicher Macht gewarnt. Liberty Media will die Breitbandnetze auf Digitaltechnik umstellen und dort ab Sommer 2002 40 zusätzliche Fernsehprogramme, Internetzugang per Kabel und interaktives Fernsehen anbieten. Die monatliche Gebühr dafür soll zwischen 20 und 30 Mark liegen, einschließlich der Miete für den zur Nutzung der Angebote erforderlichen Dekoder. Streit gibt es auch über die Frage, ob dabei der offene Fernsehstandard Multimedia Home Platform (MHP) zum Einsatz kommen soll, auf den sich ARD, ZDF, Kirch-Gruppe und Landesmedienanstalten vor kurzem geeinigt haben. Liberty Media lehnt MHP bisher aus Kostengründen ab.
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