Doch kein Einstieg von Liberty Media bei Kirchs Premiere World?
Meldungen über einen Einstieg des Kabelnetzbetreibers Liberty Media bei Kirchs verlustträchtigem Bezahlfernsehen Premiere World waren anscheinend verführt. "Wir würden eine vertragliche Vereinbarung über eine gemeinsame Vermarktung des Programms gegenüber einer Kapitalbeteiligung bevorzugen", zitiert die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung am 18.11.2001 LibertyMedia-Chef John Malone. Der Erwerb einer Beteiligung an Premiere World sei "nicht der effizienteste Weg, um eine gemeinsame Basis für eine Zusammenarbeit zu finden". Malone widersprach damit eine Meldung der Deutschen Presseagentur (dpa). Der Nachrichtendienst hatte am 15.11.2001 berichtet, Liberty Media wolle den Anteil von Rupert Murdochs News Corporation an Kirchs Pay-TV-Sender übernehmen, die Verhandlungen ständen kurz vor dem Abschluss. Die News Corporation ist über ihre britische Tochter BSkyB mit 22,03 Prozent an Premiere World beteiligt. Sprecher von Liberty Media und der Kirch-Gruppe hatten entsprechende Gespräche bestätigt. Das Münchener Medienunternehmen hatte aber von Anfang an klargestellt, dass eine Beteiligung von Malone an Premiere World nicht im Vordergrund der Verhandlungen gestanden hatten.
Liberty Media hat Anfang September 2001 die letzten sechs regionalen Kabelnetze der Deutschen Telekom übernommen. Das US-Medienunternehmen bekommt mit dem Kauf Zugriff auf mehr als zehn Millionen angeschlossene Haushalte, die etwa 40 Prozent des deutschen Kabelmarktes ausmachen. Der vereinbarte Kaufpreis von 5,5 Milliarden Euro (etwa 10,8 Milliarden Mark) wird allerdings nur fällig, wenn das Bundeskartellamt die Übernahme genehmigt. Falls das Geschäft zustande kommt, will Liberty Media nach eigenen Angaben in den nächsten Jahren jährlich bis zu 1,9 Milliarden Mark (ca. eine Milliarde Euro) in den Ausbau der Kabelnetze und den in den Aufbau neuer Angebote stecken. Dabei sollen in Deutschland rund 10.000 neue Stellen geschaffen werden, unter anderem in München, wo die Deutschland-Zentrale des Unternehmens angesiedelt werden soll. Liberty Media will die Breitbandnetze auf die zukunftsträchtige digitale Technik umstellen und dort ab Sommer 2002 40 zusätzliche Fernsehprogramme, Internetzugang per Kabel und interaktives Fernsehen anbieten. Die monatliche Gebühr dafür soll zwischen 20 und 30 Mark liegen, einschließlich des Dekoders. Streit gibt es im Moment noch darüber, ob die dabei verwendeten Geräte die sogenannte Multimedia Home Platform (MHP) unterstützen werden oder nicht. Liberty Media lehnt den offenen Standard, der Mitbewerbern einen freien Marktzugang sichern soll, bisher aus Kostengründen ab.
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