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13.11.2001; 16:28 Uhr
Europaparlament will Vertrieb europäischer Filme stärker fördern
Ausbau länderübergreifender Vertriebswege - Neue Quotenregelungen in Fernsehrichtlinie?

Das Europäische Parlament will den Vertrieb europäischer Filme stärker unterstützen. Die Abgeordneten forderten am 12.11.2001 mit großer Mehrheit einen ehrgeizigen, integrierten, mehrjährigen Plan, um die europäische Filmindustrie wettbewerbsfähiger zu machen. Die Europäische Kommission, die Europäische Investitionsbank und den Europäischen Investitionsfond riefen die Parlamentarier dazu auf, bei Umsetzung der i2i-Initiative zur Förderung der Film- und Fernsehindustrie Fördermittel vor allem zum Ausbau länderübergreifender Vertriebskanäle für europäische Filme bereitzustellen. Angedacht ist dabei auch die Errichtung einer neuen Behörde, die zur Herstellung europäischer Produktionen ermutigen soll. Die Kommission bat das Parlament außerdem, beim Sechsten Rahmenprogramm der Europäischen Union im Bereich der Forschung ein besonderes Augenmerk auf die Förderung von Neuentwicklungen im Bereich digitale Filmproduktion und -vorführung zu lenken, um die mehrsprachige Produktion von Filmen zu erleichtern.

Auch bei der für 2002 geplanten Überarbeitung der EU-Fernsehrichtlinie soll nach dem Willen der Europaparlamentarier die europäische Filmwirtschaft nicht vergessen werden. Nachgedacht werden sollte dort beispielsweise über Mindestsendezeiten zur Bewerbung europäischer Filme und einen Mindestprogrammanteil nicht-nationaler europäischer Produktionen, meinten die Abgeordneten. Außerdem sei zu erwägen, ob die Rundfunkveranstalter in der Europäischen Union (EU) nicht verpflichtet werden sollten, einen Teil ihres Umsatzes in die Filmproduktion zu investieren. Neuen Schwung für die Filmwirtschaft in den Mitgliedsstaaten erhofft sich das Parlament auch von der Gründung einer Stiftung zur Bewahrung des filmischen Erbes in der EU ("European Cinematic Heritage Foundation") und von einer Wiederbelebung des Europäischen Filmpreises ("European Film Awards").

Der Kulturausschusses des Europäischen Parlaments hatte bereits Mitte Oktober 2001 darauf aufmerksam gemacht, dass der Anteil europäischer Produktionen an den Filmen, die in den Kinos innerhalb EU gezeigt worden seien, im Jahr 2000 mit 22,5 Prozent auf einen neuen Tiefstand gefallen sei. Der Anteil amerikanischer Filme sei dagegen auf 73,7 Prozent gestiegen. Ein weiteres Problem sei, dass die europäischen Filme im vergangenen Jahr nur 26 Prozent der Erlöse an den Kinokassen außerhalb ihres Herkunftslandes eingespielt hätten. Grund dafür seien vor allem Unzulänglichkeiten im Vertrieb und Mangel an Mitteln für Vermarktung und Bewerbung der Produktionen, beklagten die Parlamentarier. Sie wiesen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass europäische Distributoren nur drei bis sechs Prozent ihrer Mittel für Werbung ausgäben, ihre Konkurrenten in den USA dagegen um die 30 Prozent.

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