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22.10.2001; 15:36 Uhr
Digitales Rechtemanagement von Microsofts Media Player geknackt
Microsoft: Haben damit gerechnet und vorgesorgt - "Kein DRM ist 100 Prozent sicher"

Das digitale Rechtemanagement (DRM) von Microsofts neuestem Media Player ist offenbar geknackt wurden. Microsoft bestätigte am 19.10.2001 einen entsprechenden Bericht des britischen Branchendienstes The Register vom gleichen Tag. Der Kopierschutz des Windows Media Players 7 kann danach in bestimmten Fällen mit einem Programm umgangen werden, das ein Programmierer unter dem Pseudonym "Beale Screamer" vor kurzem im Internet veröffentlicht hat. Microsoft erklärte zu dem Vorfall, man habe mit einer solchen Entwicklung gerechnet und entsprechende Vorsorge getroffen. Der für den Media Player zuständige Produktmanager Jonathan Usher erklärte, man habe "schon immer gesagt, dass keine Technologie und kein DRM 100 Prozent sicher ist". Microsoft werde die Sicherheitslücke bereits in Kürze beheben. Das Unternehmen hatte die neueste Version des Media Players in der Vergangenheit bei der Verwertungswirtschaft vor allem mit Blick auf dessen Fähigkeit zum digitalen Rechtemanagement beworben. Der Musik- und der Filmwirtschaft sollte so die Scheu genommen werden, das Internet als neuen Vertriebsweg für ihre Inhalte zu erschließen.

Nach dem Bericht des Registers ist eine Umgehung des Kopierschutzes des Media Players nur unter bestimmten Bedingungen möglich. Zum einen arbeite die Entschlüsselungssoftware nur mit der neuesten Version des Programms. Zum anderen müsse der Benutzer zunächst eine wirksame Lizenz für das geschütze Musikstück erworben haben, dessen Kopierschutz geknackt werden soll. Wie der Register weiter berichtet, nutzt der "Beale Screamer" anschließend den Umstand aus, dass der Media Player beim Abspielen der Musikdatei die Musikdaten nach dem Auslesen in entschlüsselter Form an die Musikkarte des Rechners weitergeben muss. Dort würden die Daten abgefangen und könnten anschließend beliebig abgespeichert, vervielfältigt und verbreitet werden. Der Urheber des Entschlüsselungsprogramms beruft sich nach Angaben des Registers darauf, er wolle einen Ausgleich dafür schaffen, dass Microsoft das Urheberrecht zur Ausbeutung der Verbraucher missbrauche ("a check against the abuse of copyright for purposes of consumer extortion"). DRM dürfe nicht dazu verwendet werden, beim Kauf eines Musikstückes die herkömmlichen Rechte des Verbrauchers auf angemessene Nutzung ("traditional fair use rights") zu vereiteln. Das gelte beispielsweise für die Frage, wie oft oder wie lange ein Musikstück angehört werden dürfe oder ob der Käufer berechtigt sei, es zum eigenen Gebrauch auf einen MP3-Spieler oder eine Musik-CD zu kopieren.

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[IUM/jz]

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