Erstmals internationale Lizenzen für Rundfunkübertragung im Internet
Die Musikwirtschaft bietet den Rundfunksendern erstmals internationale Lizenzen für die Rundfunkübertragung im Internet an. Ein entsprechendes Angebot stellte die International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) am 11.9.2001 in London vor. Rundfunksender, die ihr Programm über das Internet ausstrahlen wollen, müssen nun nicht mehr mit den Rechteinhabern in verschiedenen Ländern verhandeln. Statt dessen können sie eine einzige Lizenz erwerben, die in zur Zeit 24 Ländern weltweit anerkannt wird, unter anderem in zahlreichen Staaten Europas, Nord- und Südamerikas und Asiens. Möglich wurde das Angebot durch eine weltweite Zusammenarbeit nationaler Verwertungsgesellschaften. Das Vorhaben hat Versuchscharakter und läuft zunächst bis Ende März 2002. Die Europäische Kommission hat das Angebot im August 2001 begrüßt. Eine abschließende Stellungnahme zur kartellrechtlichen Zulässigkeit des Vorhabens steht allerdings noch aus.
Der Geschäftsführer der IFPI, Jay Berman, nannte die neu geschaffenen internationalen Lizenzen einen "wichtigen Schritt" im Zusammenhang mit dem schwierigen Thema globaler Lizenzen für Musikangebote im Internet. Die Musikwirtschaft wolle mit dem Angebot deutlich machen, dass sie entschlossen sei, das Internet als Weg zu nutzen, Musikfans rund um die Welt zu erreichen. Der Leiter des Bereichs "Lizenzen und E-Commerce" der IFPI, Nils Bortloff, betonte, von dem neuen System profitierten Rundfunkveranstalter und Plattenfirmen. Die Sender könnten die Zahl ihrer Zuhörer und damit ihre Märkte über ihre nationalen Grenzen ausdehnen. Die Musikwirtschaft habe den Schutz, den sie brauche, um ihre Aufnahmen im Internet anbieten zu können. Nach Angaben der IFPI erfreuen sich Rundfunkübertragungen über das Internet zunehmender Beliebtheit. Während es noch vor drei Jahren nur etwa 750 Sender gegeben habe, die ihre Angebote über die Datennetze ausgestrahlt hätten, gebe es inzwischen schätzungsweise etwa 5000 Rundfunkveranstalter weltweit, deren Angebot über das Internet empfangen werden könne.
Nach Angaben der IFPI beteiligen sich an dem Vorhaben in Europa bisher Dänemark, Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Irland, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Slowakische Republik, die Tschechische Republik und Ungarn. In Nord- und Südamerika haben Verwertungsgesellschaften aus Argentinien, Kanada, Mexiko, Peru und Venezuela entsprechende Vereinbarungen unterzeichnet. Gültig sind die Lizenzen außerdem in Hong Kong, Malaysia, Neuseeland, Singapur, Südafrika und Taiwan. Die Zahl teilnehmender Staaten soll bereits in nächster Zeit auf dreißig steigen.
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