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20.08.2001; 19:01 Uhr
"ran" beginnt ab Anfang September schon um 19 Uhr
Kompromiss zwischen ARD und Kirch hinfällig - Neue Preise bei Premiere World

Wegen dramatisch eingebrochener Einschaltquoten wird die SAT.1-Fußballsendung "ran" ab dem 8.9.2001 schon um 19 Uhr ausgestrahlt. Außerdem wird die Sendung in Zukunft nicht mehr 120, sondern nur noch 75 Minuten dauern. Das teilte der Präsident der Deutschen Fußball-Liga (DFL), Werner Hackmann, am 20.8.2001 in Frankfurt am Main mit. Vorausgegangen war ein Krisengespräch, an dem außer der DFL auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Kirch-Gruppe teilgenommen hatten. Das Münchner Medienunternehmen besitzt die Senderechte für die Fußball-Bundesliga. Der zwischen ARD und Kirch-Gruppe erst vor kurzem mühsam ausgehandelte Kompromiss über die Fußball-Kurzberichterstattung in der "Tagesschau" ist mit der Rückverlegung von "ran" hinfällig.

Kirchs verlustträchtiges Bezahlfernsehen Premiere World setzt bei der Gewinnung neuer Abonnenten in Zukunft auf eine neue Preisstruktur. Ab Oktober soll für 15 Euro (29,34 Mark) monatlich ein sogenanntes "Basic-Paket" erhältlich sein, das Fußballfans schon um 17:30 Uhr eine einstündige Zusammenfassung des Bundesliga-Spieltags bietet. Außerdem enthält das Paket als eine Art "Schnupper-Angebot" Live-Übertragungen von Eishockey, Boxen und American Football. Wer die einzelnen Bundesliga-Begegnungen live sehen möchte, muss in Zukunft für 821,45 Mark jährlich ein "Sport-Paket" erwerben. Ein Kauf einzelner Spiele ("Pay-per-View") wie bisher soll dagegen nicht mehr möglich sein. Ob die Kirch-Gruppe mit diesem neuen Modell den Durchbruch auf dem deutschen Markt schafft, wird sich zeigen. Die Abonnentenzahlen von Premiere World stagnieren bisher bei etwa 2,3 Millionen. Das ist deutlich weniger als beispielsweise in Großbritannien, wo Murdochs Bezahlfernsehsender BSkyB etwa 5,5 Millionen Zuschauer hat.

Die Fußball-Sendung "ran" war auf Drängen der Kirch-Gruppe mit Beginn der laufenden Bundesliga-Saison von 18:30 Uhr auf 20:15 Uhr verlegt worden. Das Münchner Medienunternehmen hoffte, auf diesem Weg mehr Abonnenten für Premiere World zu gewinnen, das alle Begegnungen der Fußball-Bundesliga live überträgt. Außerdem sollten durch die Verlegung in die Hauptsendezeit bei SAT.1 mehr Werbeeinnahmen erzielt werden. Die Rechnung der Kirch-Gruppe ging aber nicht auf: Statt der erwarteten vier Millionen Fußballfans schalteten schon beim Saisonstart nur 2,22 Millionen Zuschauer ein, am zweiten Spieltag sogar nur noch 2,05 Millionen. Nachdem die Zuschauerzahlen am dritten Bundesliga-Samstag weiter auf 1,68 Millionen sanken, hatte mit der Brauerei Krombacher inzwischen der erste Werbekunde von SAT.1 Fernseh-Spots gekündigt. Nach Medienberichten prüften auch andere Unternehmen, darunter angeblich auch die Münchner HypoVereinsbank, die Stornierung von Werbesendungen.

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[IUM/jz]

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