Streit um Fernsehberichte von Fußball-Bundesliga geht vor Gericht
Der Streit um die Fernseh-Berichterstattung von der Fußball-Bundesliga geht vor Gericht. Zwei Tage vor Saisonstart beantragte die ARD beim Landgericht München (LG) eine einstweilige Verfügung gegen die zur Kirch-Gruppe gehörende Sportrechte-Agentur ISPR. Die ARD, die dem Unternehmen Vertragsbruch vorwirft, will frei entscheiden, über welche Bundesliga-Spiele sie in der "Tagesschau" berichtet. Die Kirch-Gruppe hat die Vorwürfe zurückgewiesen und beharrt darauf, nach den geschlossenen Verträgen dürfe die Tagesschau erst nach der SAT1-Sendung "ran" über die Begegnungen berichten. Der Streit zwischen ARD und Kirch-Gruppe ist dadurch entstanden, dass "ran" ab der kommenden Saison nicht mehr um 18:15 Uhr, sondern erst um um 20:15 Uhr ausgestrahlt wird. Gegen die Bundesliga-Vereine, gegenüber denen die ARD vor kurzem ihr gesetzliches Kurzberichterstattungsrecht geltend gemacht hatte, wollen die Landesrundfunkanstalten nicht gerichtlich vorgehen.
Gescheitert ist die ARD offensichtlich mit ihren Plänen, mit eigenen Kamerateams vom Bundesliga-Beginn zu berichten. Die Fußballvereine, bei denen der WDR zu diesem Zweck Reporter, Kameraleute und Übertragungswagen angemeldet hatte, kündigten an, sie würden den ARD-Teams keinen Zutritt zu den Stadien gewähren. Das vom WDR geltend gemachte Recht auf Kurzberichterstattung nach dem Rundfunkstaatsvertrag (RfStV) bestritten die Clubs. Die gesetzlichen Voraussetzungen dieses Rechts seien nicht erfüllt. Außerdem habe die ARD in ihrem Vertrag mit der ISPR für die Bundesliga-Saison 2001/2002 ausdrücklich auf ihr Kurzberichterstattungsrecht verzichtet. Die ARD will gegen die Vereine trotz dieser Weigerung nicht gerichtlich vorgehen, weil sie die Kirch-Gruppe als Grund des Streits sieht. Die "ARD-Sportschau" kündigte inzwischen an, am 28.7.2001 mit Funkbildern und Korrespondentenberichten von den Bundesliga-Spielen berichten zu wollen.
Unterdessen mehren sich die Stimmen, nach denen der Streit um die Bundesliga-Berichterstattung für die Kirch-Gruppe erheblich größere wirtschaftliche Bedeutung hat als angenommen. Kirch unternehme den vielleicht letzten Versuch, sein verlustreiches Bezahl-Fernsehen Premiere World zu retten, meint die Wochenzeitung Die Zeit in ihrer neuesten Ausgabe. Gelinge es nicht, durch den Bundesligafußball neue Kunden für den Abo-Sender zu gewinnen, könnte das gesamte Reich des Rechtehändlers ins Wanken geraten. Die Verluste bei Premiere World belasten nach anderen Berichten inzwischen auch die Geschäftsbeziehung Kirchs zu dem britischen Medienunternehmer Rupert Murdoch. Die Berliner Tageszeitung (taz) meldet am 26.7.2001, der Rekordverlust von umgerechnet 1,5 Milliarden Mark bei Murdochs Unternehmen BSkyB im vergangenen Geschäftsjahr sei knapp zur Hälfte durch Murdochs Beteiligung an Kirchs Pay-TV-Sender entstanden. Nach einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD) vom gleichen Tag haben die Briten der Kirch-Gruppe inzwischen eine Frist bis zum nächsten Jahr gesetzt. Wenn sich die Geschäftslage bei Premiere World bis dahin nicht gebessert habe, wollen die Briten angeblich ihren 25-Prozent-Anteil an dem Unternehmen zurückziehen.
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