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17.08.2001; 19:44 Uhr
Fünf Hollywood-Studios wollen gemeinsam Filme im Internet anbieten
Einzelheiten unklar - kartellrechtliche Bedenken

Die Internet-Pläne der US-amerikanischen Filmindustrie nehmen allmählich Gestalt an. Fünf der größten Hollywood-Studios teilten am 16.8.2001 in Los Angeles mit, in Zukunft gemeinsam Filme über das Internet vertreiben zu wollen. Das Angebot zielt vor allem auf die sieben Millionen US-Haushalte ab, die schon jetzt einen Breitband-Anschluss zum Internet haben. Die Unternehmen kündigten an, dass im Rahmen des neuen Dienstes durch geeignete Maßnahmen sichergestellt werden solle, dass es zu keinen Urheberrechtsverletzungen kommen könne. Die Einzelheiten des neuen Angebots, das schon in einigen Monaten an den Start gehen soll, sind noch unklar. Schon jetzt zeichnen sich allerdings kartellrechtliche Bedenken gegen die Zusammenarbeit ab.

Beteiligen werden sich an dem angekündigten Projekt die Metro Goldwyn Mayer Studios, Paramount Pictures, Sony Pictures, die Vivendi Universal Studios, und Warner Bros., letztere ein Tochterunternehmen des weltgrößten Medienunternehmens AOL Time Warner. Die Firmen kündigten an, andere Produzenten und Distributoren sollten den neuen Dienst nutzen können, um eigene Filme zu vertreiben. Trotz dieses Versprechens wird allgemein erwartet, dass das US-Justizministerium wegen der starken Marktstellung der beteiligten Unternehmen kartellrechtliche Ermittlungen aufnehmen wird. Für Wettbewerb in dem neuen Bereich sorgen könnten allerdings andere US-amerikanische Filmstudios, die an dem angekündigten Gemeinschaftsunternehmen nicht beteiligt sind. So wird erwartet, dass die Disney Corp. und die 20th Century Fox Studios in den nächsten Tagen eigene Pläne für einen Video-Abruf-Dienst über das Internet ("video on demand") vorstellen werden.

Der Abruf eines Spielfilmes über den neuen Dienst wird nach Angaben der Studios bei Vorhandensein eines Breitbandanschlusses etwa 20 bis 40 Minuten dauern. Einzelheiten, etwa der Name des neuen Angebots oder sein genauer Starttermin, wurden nicht genannt, das Management für das neue Unternehmen wird gerade zusammengestellt. Die Studios kündigten aber an, schon in wenigen Monaten Filme über das Internet anbieten zu wollen. Bis dahin soll auch geklärt sein, welche Kosten auf die Verbraucher für die Nutzung des Dienstes zukommen. Marktbeobachter werteten die Ankündigung als "Präventivschlag". Nachdem die US-amerikanische Musikindustrie der umstrittenen Internet-Musiktauschbörse Napster nur mit Mühe Herr geworden sei, hofften die Studios nun offensichtlich, der Videopiraterie im Internet durch den Aufbau legaler Angebote den Wind aus den Segeln zu nehmen. In Zugzwang sind die Studios vor allem durch die ständig wachsende Anzahl von Breitband-Verbindungen ins Internet.

[IUM/jz]

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