mobiles Menü Institut für Urheber- und Medienrecht
09.05.2001; 15:06 Uhr
Musikindustrie erleichtert Künstlern Vorgehen gegen Napster
Kostenloses Programm durchsucht Musiktauschbörse nach Liedtiteln

Die Musikindustrie erleichtert Künstlern die Durchsetzung ihrer Urheberrechte gegen die Internet-Musiktauschbörse Napster. Die International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) stellte am 9.5.2001 in London das Programm Songbird vor, dass die Musiktauschbörse gezielt nach einzelnen Liedtiteln durchsuchen kann. Die Software soll es vor allem Musikern außerhalb der USA ermöglichen, gegen die unberechtigte Verbreitung ihrer Werke im Internet vorzugehen. Das Programm kann unter der Adresse www.iapu.org kostenlos heruntergeladen werden.

Nach Angaben der IFPI kann Songbird auf den Napster-Servern mehrere Tausend Lieder pro Minute durchsuchen. Das Programm sei auch in der Lage, leicht abgeänderte Liedtitel zu erkennen, mit denen Napster-Nutzer in der Vergangenheit Filterprogramme zur Blockierung urheberrechtlich geschützter Titel erfolgreich umgangen hatten. Songbird stellt aus den Suchergebnissen selbsttätig eine Trefferliste zusammen, die anschließend z. B. per E-Mail an Napster geschickt werden kann. Programmiert wurde die Software von der US-amerikanischen Firma Media Enforcer LLC, Utah.

Napster wurde im März 2001 gerichtlich verpflichtet, Lieder, die fremde Urheberrechte verletzen, aus seinem Angebot zu entfernen. Voraussetzung dafür ist nach der Entscheidung des Gerichts aber, dass die Rechteinhaber der Musiktauschbörse nicht nur Künstler und Lied benennen, sondern auch den Dateinamen, unter dem der jeweilige Titel im Internet angeboten wird. Napster hatte daraufhin zunächst Filterprogramme eingesetzt, die durch die Umbenennung von Dateinamen leicht umgangen werden konnten. Inzwischen setzt das Unternehmen aus dem kalifornischen Redwood City nach eigenen Angaben auf Filtersoftware, die einzelne Lieder an unverwechselbaren Klangmustern erkennt und anschließend für eine weitere Nutzung sperrt.

Napster wurde vor zwei Jahren vom kalifornischen Jungunternehmer Shawn Fanning gegründet und hatte nach eigenen Angaben zeitweilig über 60 Millionen Kunden weltweit. Nachdem die US-amerikanische Musikindustrie das Unternehmen erfolgreich wegen Urheberrechtsverletzungen verklagt hatte, musste Napster zahlreiche Musikdateien aus seinem Angebot entfernen und Filterprogramme einrichten, die das Anbieten urheberrechtlich geschützter Titel verhindern sollten. Obwohl die Nutzung der Musiktauschbörse daraufhin deutlich zurückging, wurden nach Angaben des Internet-Beratungsunternehmens Webnoize noch im April 2001 über eine Milliarde Lieder über das Napster-Netzwerk getauscht.

Dokumente:

Institutionen:

[IUM/jz]

Permanenter Link zu dieser News Nr. 194:

https://www.urheberrecht.org/news/194/


Zurück zur Liste


Der kostenlose Service unserer Online-Redaktion.

Das IUM dokumentiert die politischen und rechtlichen Entwicklungen aus dem Bereich des Urheber- und Medienrechts und gibt einen tagesaktuellen Newsletter heraus. Dieser informiert über neue Gerichtsentscheidungen und laufende Gesetzgebungsverfahren und ist dabei dem Gebot strikter Neutralität verpflichtet. Fördermitglieder erhalten den Newsletter vorab per E-Mail. Sein Inhalt wird hier dokumentiert.

Hier können Sie sich für den IUM Newsletter anmelden!

Gerne schicken wir Ihnen auch alle aktuellen Informationen per Mail.