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25.04.2001; 09:16 Uhr
US-Musikindustrie setzt Wissenschaftler unter Druck
Veröffentlichung über Entfernung digitaler Wasserzeichen soll verhindert werden

Im Kampf gegen Musikkopien im Internet geht die US-Musikindustrie wieder verstärkt gegen Wissenschaftler vor. Die Unternehmen forderten eine Forschungsgruppe der Princeton University und der Rice University auf, eine Arbeit nicht zu veröffentlichen, in der die Umgehung von Kopierschutzvorrichtungen für digitale Musik beschrieben wird. Die Musikbranche beruft sich auf US-amerikanisches Urheberrecht, das die Verbreitung von Mitteln zur Umgehung von Kopierschutzmechanismen untersagt. US-Bürgerrechtsorganisationen sehen in diesen Bestimmungen eine Verletzung des Rechts auf freie Meinungsäußerung.

Wissenschaftlern an der Princeton University war es gemeinsam mit Kollegen von der Rice University gelungen, vier Verfahren zur Kennzeichnung von Musik mit sogenannten "digitalen Wasserzeichen" zu entschlüsseln. Die Forscher wollten ihre Ergebnisse demnächst auf einem Wissenschaftskongress in Pittsburgh der Öffentlichkeit vorstellen. Anwälte der von der US-amerikanischen Musikindustrie finanzierten Secure Digital Music Initiative (SDMI) forderten die Wissenschaftler nun auf, bestimmte Abschnitte aus der Veröffentlichung zu streichen, die im Einzelnen die Entfernung der digitalen Wasserzeichen beschreiben. Der Verband warnte, die Veröffentlichung der Anleitungen könnte weitreichende Folgen haben. Bei Bekanntwerden der Schlüssel sei mit Urheberrechtsverletzungen im großen Stil zu rechnen.

Die Musikindustrie beruft sich bei ihren Forderungen auf den US-amerikanischen Digital Millenium Copyright Act (DMCA) von 1998, der die Verbreitung von Mitteln zur Umgehung von Kopierschutzmechanismen grundsätzlich untersagt. Veröffentlichungen zu wissenschaftlichen Zwecken lässt das Gesetz nur ausnahmsweise und nur unter nähere geregelten Voraussetzungen zu. Unter anderem muss der betroffene Forscher das geschützte Werk rechtmäßig erlangt haben und die Veröffentlichung zu Zwecken der Forschung erforderlich sein. Außerdem stellt das Gesetz darauf ab, ob der Forscher die Ergebnisse seiner Arbeit dem Rechteinhaber zur Verfügung stellt, um diesem eine Verbesserung der Kopierschutzmechanismen zu ermöglichen.

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