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23.05.2002; 13:35 Uhr
Kopierschutz von Musik-CDs mit Folienstift knacken?
Bericht der Chip - "Ruhige Hand nötig"

Der Kopierschutz von Musik-CDs, der eine Vervielfältigung der Scheiben mit CD-Brennern verhindern soll, kann möglicherweise in vielen Fällen mit einem einfachen Filzstift außer Gefecht gesetzt werden. Die Computerzeitschrift "Chip" schreibt Mitte Mai 2002 in ihrem Internetangebot, zum "Knacken" des Kopierschutzes müsse auf der Datenseite der CD lediglich eine etwa zwei Millimeter breite Trennlinie zwischen dem Ton- und dem Datenbereich teilweise "geschwärzt" werden. Anschließend könnten die kopiergeschützten Scheiben in vielen Fällen ohne Schwierigkeiten auch mit CD-ROM-Laufwerken von Computern wiedergegeben und vervielfältigt werden. "Austricksen" ließen sich auf diesem Weg beispielsweise die weitverbreiteten Kopierschutzverfahren "Cactus Data Shield" und "Key2Audio". Erforderlich sei nur ein schwarzer Folienstift für weniger als zwei Euro und eine "ruhige Hand". Die "Chip"-Redakteure zeigen sich in dem Bericht selbst verblüfft über dieses Ergebnis. Sie schreiben, sie hätten den Trick zunächst für einen Aprilscherz gehalten. Tests hätten seine Wirksamkeit aber bestätigt. Nur bei den mit "MediaCloq" geschützten Musik-CDs versage das Verfahren.

In Deutschland sind seit längerem Musik-CDs auf dem Markt, die durch technische Verfahren vor Vervielfältigungen geschützt sind. Die Bertelsmann Music Group BMG) und Sony Music haben schon Anfang 2000 erste Versuche mit kopiergeschützten Musik-CDs unternommen, das Vorhaben nach unerwartet heftigen Protesten aber vorerst aufgegeben. Weniger zurückhaltend sind einige kleinere deutsche Plattenverleger, die ihre Musik-CDs schon seit einiger Zeit nur noch mit Kopierschutz veröffentlichen. Die Daten auf den Musik-CDs werden dabei mit besonderen Verfahren gezielt so verändert, dass der Tonträger nur auf neueren CD-Playern abgespielt werden kann. CD-ROM-Laufwerken in Computern und älteren CD-Spielern gaukelt der Kopierschutz schwerwiegende Fehler auf der CD vor, die eine Wiedergabe scheinbar unmöglich machen. Einen Riegel vorschieben wollen die Unternehmen damit vor allem dem beliebten Vervielfältigen von Musik-CDs mit Hilfe von CD-Brennern. Verhindern will die Musikindustrie aber auch, dass einzelne Lieder auf dem Rechner in MP3-Dateien umgewandelt und anschließend über Internetmusiktauschbörsen wie Kazaa massenhaft verbreitet werden. Der Kopierschutz kann mit speziellen Programmen allerdings leicht umgangen werden.

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