US-Filmbranche unterstützt Regisseure im Kampf gegen "entschärfte" Filme
Die US-Filmbranche unterstützt die Filmregisseure in den USA in ihrem Kampf gegen "entschärfte" Filme. Die Nachrichtenagentur Reuters teilte mit, acht große Hollywoodstudios hätten sich am 13.12.2002 dem Rechtsstreit der Directors Guild of America (DGA) mit dem Unternehmen CleanFlicks auf Seiten der Regisseure angeschlossen. CleanFlicks ist mit mehr als 70 Ladengeschäften Marktführer einer Branche, die sich auf die "Zensur" von Videofilmen im Kundenauftrag verlegt haben. Die Unternehmen entfernen aus aktuellen Hollywood-Filmen Nackt- und Gewaltszenen und blenden vulgäre oder obszöne Ausdrücke aus. Teilweise müssen die Kunden dafür eigene Videokassetten zur Verfügung stellen, teilweise bieten die Firmen die Beschaffung der Vorlage gleich selbst an. CleanFlicks hatte im August 2002 die Flucht nach vorn angetreten und Klage eingereicht, nachdem die DGA dem Unternehmen vorgeworfen hatte, sein Angebot sei rechtswidrig. Die "Entschärfung" sei urheberrechtlich gesehen eine Bearbeitung und deshalb erlaubnispflichtig. Wer sich einen "entschärften" Film ansehe, sehe außerdem nicht das, was der Regisseur habe zeigen wollen. Der Verkauf und die Vermietung entsprechender Filme sei aus diesem Grund auch irreführend und verletze fremde Markenrechte. CleanFlicks beruft sich im Wesentlichen auf das durch die US-Verfassung geschützte Recht auf freie Meinungsäußerung.
Der Streit zwischen Regisseuren und Videotheken in den USA hat zwischenzeitlich auch in der Europäischen Union (EU) Wellen geschlagen. Die Fédération européenne des Réalisateurs de l'Audiovisuel (FERA) hat sich bereits Mitte Oktober 2002 mit den US-amerikanischen Filmregisseuren solidarisch erklärt und ein europaweites Einfuhrverbot für die in den USA auf Kundenwunsch "entschärften" Filme gefordert. Es sei nicht hinzunehmen, das wegen der fehlenden Anerkennung von Urheberpersönlichkeitsrechten in den USA "Zensur aus kommerziellen Gründen" ("censures pour des raisons commerciales") möglich werde. Die EU und die Regierungen in den EU-Mitgliedsstaaten forderte die FERA auf, "geschlossen" gegen eine Entwicklung vorzugehen, in deren Verlauf Filme aus kommerziellen Gründen ohne Rücksicht auf die Urheber geschnitten und in anderer Weise verändert würden. Der Verband warnte, bei dieser "Zensur" handele es sich "regelrecht um Angriffe auf die Meinungsfreiheit der Urheber" (véritablement d'attaques contre la liberté d'expression des auteurs") und damit letzten Endes um die Verletzung von Menschenrechten. Auch die USA hätten sich durch die Ratifizierung der Berner Übereinkunft im Jahr 1989 zum Schutz der Urheberpersönlichkeitsrechte verpflichtet.
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