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13.01.2003; 18:28 Uhr
Antiquariate beklagen Umsatzeinbußen durch Buchhandel im Internet
Börsenverein befürchtet Schließung von Ladengeschäften

Die deutschen Antiquariate beklagen Umsatzeinbußen durch den zunehmenden Handel mit gebrauchten Büchern im Internet. Wenn sich die Entwicklung fortsetze, drohe die Schließung von Ladengeschäften, warnte Wilhelm Hohmann, der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Antiquariat beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Börsenverein) gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Antiquariate gehen Pleite, denn jeder Trödler kann online Geschäfte machen", beklagte Hohmann. Nach den Recherchen von "Focus" haben die Antiquariate tatsächlich Grund zur Sorge. Nach Schätzung des Geschäftsführers von Abebooks Europe, dem Tochterunternehmen des US-Marktführers Abebooks, wechseln in Deutschland mittlerweile bereits 13 bis 16 Prozent der gebraucht weiterverkauften Bücher über das Internet den Besitzer. Allerdings haben auch die herkömmlichen Antiquariate schon lange das Internet für ihre Zwecke entdeckt. Das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB), gegründet bereits im Jahr 1996, bietet mittlerweile über 7,6 Millionen antiquarische Bücher von mehr als 1300 Antiquariaten aus 18 Ländern an.

Der führende deutsche Internetbuchhändler Amazon ist bereits Anfang 2002 in das Geschäft mit gebrauchten Büchern eingestiegen. Verbraucher, aber auch Unternehmen können seitdem auf den Seiten des Internetbuchhändlers gebrauchte Bücher, Musik-CDs oder DVDs zu Festpreisen anbieten. Gebrauchtangebote werden dabei unmittelbar neben Neuware angezeigt, so dass Kunden, die einen bestimmten Titel suchen, die Möglichkeit zu einem unmittelbaren Preisvergleich bekommen. Das Einstellen von Artikeln ist kostenfrei. Kommt ein Verkauf zustande, wird eine Gebühr von 99 Euro-Cent zuzüglich 15 Prozent des Verkaufspreises fällig. Amazon übernimmt den Einzug des Kaufpreises über die Kreditkarte des Käufers und die Überweisung an den Verkäufer. Für das Unternehmen ist der Handel auf dem sogenannten "Marketplace" eine Möglichkeit, an Büchern zweimal zu verdienen: einmal beim Verkauf als Neuware, einmal beim Weiterkauf als Gebrauchtware. Das Gebrauchtgeschäft scheint sich für den Händler zu lohnen. Seit kurzem bekommen Kunden bei jedem Besuch selbsttätig angezeigt, wie viel sie mit dem Weiterverkauf ihrer bei Amazon gekauften Bücher verdienen könnten.

Das US-Mutterunternehmen von Amazon bietet in den Vereinigten Staaten bereits seit längerem auch gebrauchte Bücher an. Gut angenommen wird das Angebot nicht nur von Verbrauchern, sondern auch von kleinen Buchhandlungen und Verlagen, die den "Marktplatz" als Möglichkeit entdeckt haben, Remittenden oder zurückgegebene oder leicht beschädigte Bücher an den Mann zu bringen, die bisher oft nicht verwertet werden konnten. Der Aufschwung des Handels mit gebrauchten Büchern im Internet hat zu heftigen Protesten bei US-amerikanischen Autoren und Buchverlegern geführt. Sie befürchten wegen der neuen Dienstleistung sinkende Verkaufszahlen bei neuen Büchern, sinkende Umsätze und damit auch sinkende Gewinne. Außerdem beklagen sie, dass in der Regel keine Vorkehrungen getroffen würden, um den Verkauf von Rezensions- und Ansichtsexemplaren, die nicht zum Verkauf bestimmt sind, zu unterbinden. Die Händler verteidigen sich damit, das Anbieten gebrauchter Bücher werde insgesamt zu einer größeren Nachfrage nach Büchern führen, weil es durch günstigere Preise die Hemmschwelle für spontane Käufe senke.

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