Musikwirtschaft erneuert Forderung nach Quote für Neuheiten im öffentlich-rechtlichen Hörfunk
Die deutsche Musikwirtschaft hat ihre Forderung erneuert, mit einer Quotenregelung für Neuheiten und deutschsprachige Titel für mehr Vielfalt im öffentlich-rechtlichen Hörfunk zu sorgen. "Die meisten Radiohörer wünschen sich ein abwechslungsreicheres Programm", meinte der Vorsitzende der deutschen Phonoverbände, Gerd Gebhardt, am 7.4.2003 bei Vorstellung einer repräsentativen Studie des Meinungsforschungsinstituts emnid. Nach der Untersuchung sind fast 78 Prozent der Zuhörer mit der zu kleinen Titelauswahl im Hörfunk unzufrieden. Gute 58 Prozent würden es befürworten, wenn im Radio mehr Titel unbekannter Künstler gespielt würden, über 62 Prozent würden gerne mehr deutschsprachige Musik hören. Die Ergebnisse der Studie zur gegenwärtigen Vielfalt im Hörfunk sind ernüchternd. Bei privaten Radiosendern liege der Anteil von Neuheiten bei guten 17 Prozent, bei den an sich gesetzlich besonders zur Vielfalt verpflichteten öffentlich-rechtlichen Sendern sogar nur bei guten 14 Prozent. Noch schlechter sieht es bei deutschsprachigen Neuheiten aus. Sie kommen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf gerade einmal 1,2 Prozent. Bei der privaten Konkurrenz sind es sogar nur 0,6 Prozent.
Der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft Deutschlands (Bundesverband Phono), der Deutsche Musikverleger-Verband (DMV) und die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Verwertungsrechte (GEMA) fordern deshalb seit langem verpflichtende Quotenregelungen für den öffentlich-rechtlichen Hörfunk. Die Sender sollen 50 Prozent ihres Programms mit Neuheiten bestreiten, die vor längstens zwei Monaten erschienen sind, von Künstlern mit höchstens zwei veröffentlichten Alben stammen und sich nicht mehr als 150.000 Mal verkauft haben. Außerdem soll die Hälfte dieser Neuheiten deutschsprachig sein.
Die privaten Radiosender haben die Forderungen nach einer verpflichtenden Quotenregelung zu Gunsten neuer oder deutschsprachiger Produktionen bisher abgelehnt. Nach ihrer Darstellung liegt der Anteil aktueller Titel bei den Privatsendern bereits jetzt zwischen 30 und 40 Prozent. Für den geringen Anteil deutschsprachiger Musik machen die Unternehmen die Musikindustrie verantwortlich. Deutschsprachige Titel würden sofort häufiger gesendet werden, wenn es seitens der Musikindustrie ein qualitativ besseres Angebot an deutschsprachiger Musik geben würde. Die Privatsender warnen außerdem davon, dass eine Neuheitenquote für die Radiowirtschaft mit erheblichen Zusatzkosten für Urheber- und Leistungsschutzrechte verbunden wäre, die die Verwertungsgesellschaften für die Rechteinhaber einziehen würden. Der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) schätzt die mit einer Quotenregelung verbundenen Mehrkosten auf jährlich zwei Millionen Euro pro Sender.
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