Neues Programm durchsucht Radiosender im Internet nach bestimmten Liedern
Nach dem Schlagabtausch mit der Internet-Musiktauschbörse Napster steht der amerikanischen Musikindustrie neuer Ärger ins Haus. Wie ABC News berichtet, steht die amerikanische Firma Audio Mills kurz vor der Veröffentlichung eines Programms, dass nach Benutzerabgaben selbsttätig im Internet empfangbare Radiosender auf bestimmte Liedtitel und -interpreten "abhört" und anschließend aufzeichnet. Der Benutzer könne das Programm z. B. so einstellen, dass es unbeaufsichtigt alle Lieder von U2 oder von Jennifer Lopez, die es im Internet "hört", selbsttätig für eine spätere Wiedergabe aufzeichnet.
Nach dem Bericht von ABC nutzt der sogenannte Radioactive Tuner die Tatsache, dass bei Radiosendern, die im Internet übertragen werden ("audio stream"), in digitaler Form unhörbar auch Angaben zu Liedtitel und -interpret mitübertragen werden. Audio Mills greife diese Informationen ab und lege sie in einer zentralen Datenbank ab, auf die der Radioactive Tuner zugreife, wenn der Benutzer einen bestimmten Titel abfrage. Wie ABC weiter berichtet, werden die entsprechenden Audiodateien nach Angaben von Audio Mills auf der Festplatte des Benutzers so verschlüsselt, dass sie nicht kopiert und auch nicht getauscht werden könnten. Das Unternehmen will auf diesem Weg eine ähnliche Entwicklung wie bei Napster verhindern.
Die Reaktionen unter Radiosendern sind nach Angaben von ABC gespalten. Während einige Sender gerichtliche Auseinandersetzungen mit Rechteinhabern befürchten, sehen andere in dem neuen Programm ein großartiges Vermarktungswerkzeug. Eine Entwicklung wie bei Napster sei schon deshalb nicht zu befürchten, weil Radiosender im Internet zur Zeit nur in sehr schlechter Qualität empfangen werden könnten. Ob die Nutzung des Radioactive Tuner nach US-amerikanischem Urheberrecht rechtswidrig wäre, ist unklar.
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