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16.08.2001; 17:34 Uhr
Tonträgermarkt wird sich nach Bertelsmann-Manager bis 2004 halbieren
Stellenabbau in Musikindustrie "nicht zu verhindern" - BMG setzt weiter auf digitale Vertriebswege

Nach Einschätzung der Bertelsmann Music Groupe Europe (BMG Europe) wird sich der herkömmliche Tonträgermarkt bis zum Jahr 2004 halbieren. Ein Stellenabbau in der Musikindustrie sei deshalb nicht zu verhindern, meinte der Geschäftsführer des Unternehmens, Thomas Stein, am 16.8.2001 auf der Musikmesse Popkomm in Köln. Ursache dafür seien neben den wichtiger werdenden digitalen Vertriebswege die starken Umsatzverluste, die die Musikwirtschaft durch selbstgebrannte Musik-CDs und das rechtswidrige Herunterladen von Liedern aus dem Internet habe hinnehmen müssen. Insgesamt zeigte sich der Musikmanager zuversichtlich, dass die Plattenfirmen die neuen technischen Herausforderungen bewältigen werde. Die Bundesregierung forderte Stein auf, bei der Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie einen Rechtsrahmen zu schaffen, der die Schaffung von verbraucherfreundlichen Musikangeboten im Internet auch für die Unternehmen lohnend mache.

Nach Angaben von Stein sind in Deutschland im vergangenen Jahr über 100 Millionen CD-Rohlinge mit Musik bespielt wurden. Dazu kämen noch mehr als 300 Millionen Lieder, die sich Verbraucher aus dem Internet heruntergeladen hätten. Der deutschen Musikwirtschaft sei auf diesem Weg ein Umsatz von etwa 3,3 Milliarden Mark entgangen. Stein meinte, angesichts dieser Entwicklung glaube er, dass er nach wie vor mit seiner Einschätzung richtig liege, dass sich der Tonträgermarkt bis zum Jahr 2004 halbieren werde. Es sei erstaunlich, dass die Politik die Musikindustrie zuerst nicht nachhaltig unterstützt habe und sie nun hart kritisiere, weil ein Stellenabbau nicht verhindert werden könnte. Der BMG-Europa-Chef verwies darauf, dass in den letzten zehn Jahren in Deutschland bereits 5000 Musikhändler hätten schließen müssen.

Insgesamt zeigte sich Stein zuversichtlich, dass die Musikindustrie die "digitale Herausforderung" meistern werde, denn man verkaufe "Musik und nicht CDs". Die Plattenfirmen würden auch in Zukunft weiter auf elektronische Vertriebswege setzen und sich so allmählich zu Rechteverwaltern weiterentwickeln. Dem Kunden solle schon bald die legale Möglichkeit geboten werden, sich ihre Musik über das Internet oder beim Händler herunterzuladen. Dass das auf Dauer nicht kostenlos bleiben könne, sei klar. Stein betonte, kopiert werde im Moment nicht, weil der Wert von Musik nicht erkannt würde, sondern "ganz einfach, weil es möglich ist". Die ganze Musikindustrie gäbe es nicht, wenn die Kunden nicht bereit wären, für ihre Musik zu zahlen. Entscheidend für den Aufbau schneller und benutzerfreundlicher Musikangebote im Internet seien die rechtlichen Rahmenbedingungen.

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