USA: Musikverleger und Komponisten verklagen mp3.com
Der umstrittenen Musiktauschbörse mp3.com steht neuer Ärger ins Haus. Am 22.8.2001 teilten über fünfzig US-amerikanische Musikverleger und Tondichter in Los Angeles mit, bereits in der Vorwoche vor einem US-Bezirksgericht in New York Klage gegen das Unternehmen erhoben zu haben. Die Kläger werfen mp3.com vor, durch die Umwandeln von Liedern in das beliebte MP3-Format Musiktauschbörsen wie Napster und damit dem millionenfachen Musikdiebstahl im Internet den Weg geebnet zu haben. Das Unternehmen aus dem kalifornischen San Diego soll wegen dieser "viralen Urheberrechtsverletzungen" ("viral copyright infringements") Schadensersatz in Millionenhöhe zahlen. Die Klage könnte die Pläne von Vivendi Universal und Sony behindern, mp3.com zu einem rechtmäßigen Online-Musikangebot auszubauen. Die beiden Konzerne wollen ab dem Herbst selbst Musik über das Internet anbieten.
mp3.com war erst im September 2000 von einem US-Bundesgericht verurteilt worden, an eine Reihe US-amerikanischer Musikverleger Schadensersatz in Höhe von 160 Millionen US-Dollar zu zahlen. Die Richter befanden, das Unternehmen habe durch sein Angebot fremde Urheberrechte verletzt. Mit der Universal Music Group, die auch unter den Klägern gewesen war, einigte sich mp3.com im November 2000 außergerichtlich auf Schadensersatzzahlungen von 53,4 Millionen US-Dollar. Im Mai 2001 nahm die Angelegenheit allerdings eine unerwartete Wendung, als das Mutterunternehmen der Universal Music Group, der Konzern Vivendi Universal, ankündigte, mp3.com für 372 Millionen US-Dollar übernehmen zu wollen. mp3.com soll Grundlage des Musikangebots Pressplay werden, das Vivendi Universal gemeinsam mit Sony aufbauen möchte. Das Unternehmen macht damit eine ähnliche Entwicklung durch wie die umstrittene Musiktauschbörse Napster, die die Bertelsmann Music Group zu einem rechtmäßigen Angebot umbauen möchte.
mp3.com hatte es im Rahmen seines Dienstes my.mp3.com ermöglicht, sich im Internet kostenlos ein Musik-Archiv anzulegen. Dazu mussten Nutzer zunächst ihre Musik-CDs im Internet-Angebot des Unternehmens abspeichern. Anschließend konnten die einzelnen Lieder von jedem beliebigen Rechner mit Internetanschluss im MP3-Format heruntergeladen, abgespeichert und an Dritte weiterverteilt werden. In Folge waren über die Rechner von mp3.com zeitweilig etwa 80.000 Alben mit rund 900.000 Titeln erreichbar. Das MP3-Format selbst ist keine Entwicklung von mp3.com, sondern Ergebnis von Forschungen des deutschen Fraunhofer-Instituts. Es ermöglicht ohne wesentliche Qualitätseinbußen eine starke Verdichtung von Musikdateien, enthält aber keine zuverlässigen Kopierschutzmechanismen. Viele Unternehmen setzen deshalb inzwischen auf Alternativen zu dem beliebten Dateiformat. Microsoft hat bereits angekündigt, bei seinem neuen Betriebssystem Windows XP die Nutzung von MP3 stark einzuschränken. Ein Abspeichern von MP3-Dateien soll danach nur noch mit stark reduzierter Qualität möglich sein. Microsoft setzt stattdessen auf das neue Format Windows Media Audio (WMA), dass im Gegensatz zu MP3 bereits für Systeme zum digitalen Rechte-Management (DRM) vorbereitet sein soll.
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