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17.09.2001; 16:39 Uhr
Verschlüsselung von Premiere World geknackt?
Spiegel: Verbreitung von gefälschten Entschlüsselungskarten nimmt zu

Grund für die nur langsam steigenden Kundenzahlen bei Kirchs Bezahlfernseh-Sender Premiere World ist möglicherweise auch die wachsende Verbreitung von gefälschten Entschlüsselungskarten. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet am 17.9.2001 in seinem Internetangebot, schon Ende 2000 habe ein von der Münchener Kirch-Gruppe in Auftrag gegebenes TÜV-Gutachten bestätigt, dass das in Kirchs d-Box verwendete Verschlüsselungssystem Betacrypt von Hackern geknackt worden sei. Durch Einsatz bestimmter Geräte, die im Fachhandel schon für knapp Hundert Mark erhältlich seien, könnten abgelaufene Premiere World-Karten mit Hilfe von Anleitungen aus dem Internet mit verhältnismäßig wenig Aufwand wieder aktiviert werden, berichtet der Spiegel. Nach Einschätzung des TÜV, aus dessen Gutachten das Nachrichtenmagazin zitiert, seien der Kirch-Gruppe dadurch allein im vergangenen Jahr 90.000 potenzielle Premiere World-Kunden verloren gegangen. 2001 sei noch einmal ein Zuwachs der "Schwarzseher" zu erwarten, berichtet Spiegel-Autor Niels Gründel weiter. Nach dem Streit um die Übertragung der Fußball-Bundesliga im frei empfangbaren Fernsehen sei der Umsatz der erforderlichen Geräte "deutlich in die Höhe geschnellt".

Die Abonnentenzahlen von Premiere World stagnieren bisher bei etwa 2,3 Millionen. Das ist deutlich weniger als beispielsweise in Großbritannien, wo Murdochs Bezahlfernsehsender BSkyB etwa 5,5 Millionen Zuschauer hat. Als Grund für die Anlaufschwierigkeiten wurden in der Vergangenheit unter anderem auch immer wieder technische "Kinderkrankheiten" von Kirchs d-Box genannt, die zum Empfang von Premiere World erforderlich ist. Nach unbestätigten Medienberichten soll deshalb in dem Gerät in Zukunft ein neues Betriebssystem zum Einsatz kommen und nicht mehr die bisherige Software, eine Eigenentwicklung des Kirch-Unternehmens Beta Research. Premiere World setzt bei der Gewinnung neuer Kunden in Zukunft außerdem auf eine neue Preisstruktur. Ab Oktober soll für 15 Euro (29,34 Mark) monatlich ein sogenanntes "Basic-Paket" erhältlich sein, das Fußballfans schon um 17:30 Uhr eine einstündige Zusammenfassung des Bundesliga-Spieltags bietet. Außerdem enthält das Paket als eine Art "Schnupper-Angebot" Live-Übertragungen von Eishockey, Boxen und American Football. Wer die einzelnen Bundesliga-Begegnungen live sehen möchte, muss in Zukunft für 821,45 Mark jährlich ein "Sport-Paket" erwerben. Ein Kauf einzelner Spiele ("Pay-per-View") wie bisher soll dagegen nicht mehr möglich sein.

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[IUM/jz]

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