KirchMedia nach Halbjahresbericht mit 4,4 Mrd. Mark Schulden
Kurz vor dem 75. Geburtstag des Unternehmers Leo Kirch hat die Münchener Kirch-Gruppe erstmals Zahlen zur eigenen Verschuldung veröffentlicht. Das Tochterunternehmen KirchMedia, dass unter anderem den Bereiche Rechtehandel, Sport und frei empfangbares Fernsehen ("Free-TV") auf sich vereinigt, hat nach einem am 15.10.2001 vorgelegten Halbjahresbericht 4,4 Milliarden Mark Schulden. Hintergrund der Mitteilung ist die für 2002 geplante Verschmelzung der KirchMedia mit der bereits börsennotierten ProSiebenSat1 Media AG, wegen der die Kirch-Gruppe zum ersten Mal in ihrer Geschichte ihre Geschäftszahlen offen legen muss. Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ) vom gleichen Tag belaufen sich die Verbindlichkeiten der gesamten Gruppe auf zwölf Milliarden Mark. Dem steht nach Angaben der SZ ein Umsatz von 11 Milliarden Mark gegenüber. Die Schuldenlast des Konzerns verringern könnte allerdings der erfolgreiche Verkauf eines weiteren Teils der Fernsehrechte der Fußball-WM 2002 durch die Kirch-Gruppe. Das Unternehmen bestätigte am 15.10.2001 einen Bericht der Financial Times (FT), wonach die Übertragungsrechte für Süd- und Mittelamerika für 1,8 Milliarden Mark an die Fernsehsender Globo und DirectTV gegangen seien.
Nach dem am 15.10.2001 vorgestellten Halbjahresbericht der KirchMedia GmbH & Co. KGaA stiegen die Umsatzerlöse des Unternehmens im ersten Halbjahr 2001 um 15 Prozent auf gute 3,2 Milliarden Mark, der Gewinn vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern (EBITDA) erhöhte sich sogar um 42 Prozent auf 514 Millionen Mark. Verantwortlich für die gute Entwicklung sind nach Angaben des stellvertretenden Geschäftsführers der Kirch-Gruppe, Dieter Hahn, vor allem die gestiegenen Gewinnmargen im Rechtehandel, die den Rückgang der Werbeeinnahmen im gleichen Zeitraum hätten mehr als ausgleichen können. Mit der klaren Schwerpunktsetzung auf den deutschsprachigen Markt und auf die Kerngeschäftsfelder habe man sehr gute Voraussetzungen für weiteres Wachstum geschaffen, erklärte der 43jährige erklärte Nachfolger des Konzernchefs Leo Kirch. KirchMedia sei hervorragend aufgestellt, um von der bevorstehenden Marktbereinigung im Rechtehandel zu profitieren. "In Zukunft wird KirchMedia alle Bereiche der audiovisuellen Wertschöpfungskette von der Produktion über den Rechtehandel bis hin zur Distribution abdecken, um unsere Position als eines der großen Medienunternehmen Europas weiter zu stärken", meinte Hahn vor der Presse.
In anderen Bereichen der Kirch-Gruppe könnte die Lage allerdings weniger gut aussehen. Zur Lage bei den Tochterunternehmen KirchBeteiligung - hier sind unter anderem Kirchs Anteile an der Axel Springer AG und der Constantin Film AG untergebracht - gab der Konzern nichts bekannt, ebenso wenig wie zur Situation bei KirchPayTV, unter deren Dach der verlustträchtige Bezahlfernsehsender Premiere World angesiedelt ist. Die SZ erwähnt in ihrem Bericht nicht näher erläuterte Liquiditätsfragen, die in der Kirchgruppe wegen fälliger Kredite derzeit zu lösen seien, und zitiert einen nicht genannten Spitzenmanager "aus einer Kirch-Hausbank", notfalls müssten die Kreditgeber mit der Verwertung von Sicherheiten beginnen. Das Vermögen der Kirchgruppe, darunter vor allem Rechte an 19.000 Spielfilmen und ein 40-Prozent-Anteil an der Axel Springer AG, sind nach Angaben der Zeitung bereits "weiträumig" bei Gläubigern verpfändet. Allerdings gesteht sogar die SZ ein, solange Kreditinstitute wie die Bayerische Landesbank weiter ihre Hand über Kirch hielten, könne dem Unternehmer "nichts passieren".
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