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21.11.2001; 17:40 Uhr
Premiere World ändert Verschlüsselungscodes
Zahl der Schwarzseher angeblich im hohen fünfstelligen Bereich

Im Kampf gegen Schwarzseher hat der Bezahlfernsehsender Premiere World am 20.11.2001 seine Verschlüsselungscodes geändert. Zweck der Änderung ist das Vorgehen gegen die Nutzer gefälschter Entschlüsselungskarten, deren wachsende Verbreitung möglicherweise ein Grund für die nur langsam steigenden Kundenzahlen bei Kirchs Pay-TV-Sender ist. Nach Branchenkennern liegt die Zahl der Schwarzseher bei Premiere World im hohen fünfstelligen Bereich. Ein von der Kirch-Gruppe in Auftrag gegebenes TÜV-Gutachten hat schon Ende 2000 bestätigt, dass das in Kirchs d-Box verwendete Verschlüsselungssystem Betacrypt von Hackern geknackt worden ist. Durch Einsatz bestimmter Geräte, die im Fachhandel schon für knapp Hundert Mark erhältlich seien, könnten abgelaufene Premiere World-Karten mit Hilfe von Anleitungen aus dem Internet mit verhältnismäßig wenig Aufwand wieder aktiviert werden. Nach Einschätzung des TÜV sind der Kirch-Gruppe dadurch allein im vergangenen Jahr 90.000 potenzielle Premiere World-Kunden verloren gegangen.

Die Abonnentenzahlen von Premiere World stagnieren bisher bei etwa 2,4 Millionen. Das ist deutlich weniger als beispielsweise in Großbritannien, wo Murdochs Bezahlfernsehsender BSkyB etwa 5,5 Millionen Zuschauer hat. Als Grund für die Anlaufschwierigkeiten wurden in der Vergangenheit unter anderem auch immer wieder technische "Kinderkrankheiten" von Kirchs d-Box genannt, die zum Empfang von Premiere World erforderlich ist. Nach unbestätigten Medienberichten soll deshalb in dem Gerät in Zukunft ein neues Betriebssystem zum Einsatz kommen und nicht mehr die bisherige Software, eine Eigenentwicklung des Kirch-Unternehmens Beta Research. Premiere World setzt bei der Gewinnung neuer Kunden in Zukunft außerdem auf eine neue Preisstruktur. Seit Oktober ist für 15 Euro (29,34 Mark) monatlich ein sogenanntes "Basic-Paket" erhältlich, das Fußballfans schon um 17:30 Uhr eine einstündige Zusammenfassung des Bundesliga-Spieltags bietet. Außerdem enthält das Paket als eine Art "Schnupper-Angebot" Live-Übertragungen von Eishockey, Boxen und American Football. Wer die einzelnen Bundesliga-Begegnungen live sehen möchte, muss für 821,45 Mark jährlich ein "Sport-Paket" erwerben. Ein Kauf einzelner Spiele ("Pay-per-View") ist dagegen nicht mehr möglich.

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[IUM/jz]

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