Erfolg für Premiere World im Kampf gegen Schwarzseher
Der Bezahlfernsehsender Premiere World kann im Kampf gegen Schwarzseher einen Erfolg verbuchen. Wie das Unternehmen am 2.12.2001 in München mitteilte, wurden in den letzten Tagen bei abgestimmten Polizeieinsätzen im gesamten Bundesgebiet mehr als 8000 gefälschte Entschlüsselungskarten beschlagnahmt, die einen kostenlosen Empfang des Angebots von Premiere World ermöglichen. Außer diesen sogenannten "Smartcards" wurden zahlreiche Computer, Kartenleser und gestohlene Dekoder sichergestellt. Schwerpunkt der Maßnahmen, in deren Verlauf mehr als 50 Wohnungen und Geschäftsräume im ganz Deutschland durchsucht wurden, waren Hamburg, das Ruhrgebiet und Bayern. Unterstützt wurden Polizei und Staatsanwaltschaft von Mitarbeitern der Kirch-Gruppe, die beim Kampf gegen die Kartenfälscher schon seit Jahren eng mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeitet. Das Medienunternehmen bewertete die Aktion als einen der "bislang umfassendsten Schläge" gegen Kartenfälscher in Deutschland.
Nach Branchenkennern liegt die Zahl der Schwarzseher bei Premiere World im hohen fünfstelligen Bereich. Ein von der Kirch-Gruppe in Auftrag gegebenes TÜV-Gutachten hat schon Ende 2000 bestätigt, dass das in Kirchs d-Box verwendete Verschlüsselungssystem Betacrypt von Hackern geknackt worden ist. Durch Einsatz bestimmter Geräte, die im Fachhandel schon für knapp Hundert Mark erhältlich seien, könnten abgelaufene Premiere World-Karten mit Hilfe von Anleitungen aus dem Internet mit verhältnismäßig wenig Aufwand wieder aktiviert werden. Nach Einschätzung des TÜV sind der Kirch-Gruppe dadurch allein im vergangenen Jahr 90.000 potenzielle Premiere World-Kunden verloren gegangen. Den entstehenden Schaden zu begrenzen versucht das Unternehmen durch den regelmäßigen Wechsel der Verschlüsselungssoftware, wie er zuletzt am 20.11.2001 vorgenommen wurde. Trotz dieser Maßnahmen schätzt die Kirch-Gruppe den Schaden durch die Verwendung gefälschter Smartcards europaweit auf mehrere Hundert Millionen Mark jährlich.
Die Abonnentenzahlen von Premiere World stagnieren bisher bei etwa 2,4 Millionen. Das ist deutlich weniger als beispielsweise in Großbritannien, wo Murdochs Bezahlfernsehsender BSkyB etwa 5,5 Millionen Zuschauer hat. Als Grund für die Anlaufschwierigkeiten wurden in der Vergangenheit unter anderem auch immer wieder technische "Kinderkrankheiten" von Kirchs d-Box genannt, die zum Empfang von Premiere World erforderlich ist. Nach unbestätigten Medienberichten soll deshalb in dem Gerät in Zukunft ein neues Betriebssystem zum Einsatz kommen und nicht mehr die bisherige Software, eine Eigenentwicklung des Kirch-Unternehmens Beta Research. Premiere World setzt bei der Gewinnung neuer Kunden in Zukunft außerdem auf eine neue Preisstruktur. Seit Oktober ist für 15 Euro (29,34 Mark) monatlich ein sogenanntes "Basic-Paket" erhältlich, das Fußballfans schon um 17:30 Uhr eine einstündige Zusammenfassung des Bundesliga-Spieltags bietet. Außerdem enthält das Paket als eine Art "Schnupper-Angebot" Live-Übertragungen von Eishockey, Boxen und American Football. Wer die einzelnen Bundesliga-Begegnungen live sehen möchte, muss für 821,45 Mark jährlich ein "Sport-Paket" erwerben. Ein Kauf einzelner Spiele ("Pay-per-View") ist dagegen nicht mehr möglich.
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