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09.01.2002; 18:59 Uhr
Philips sieht keine Zukunft für Kopierschutz bei Musik-CDs
"Konsument wird Sache selbst in die Hand nehmen" - Keine Klage geplant

Der niederländische Unterhaltungselektronikkonzern Philips sieht auf Dauer keine Zukunft für einen Kopierschutz bei Musik-CDs. Eigentlich könne man die Verbreitung kopiergeschützter CDs mit der Bezeichnung "Compact Disc" gerichtlich untersagen lassen, erklärte Unternehmenssprecher Klaus Petri am 9.1.2002 gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die eingetragene Marke dürfe nur verwendet werden, wenn die von Philips gemeinsam mit Sony entwickelten technischen Vorgaben für Musik-CDs eingehalten würden. Das sei bei kopiergeschützten CDs aber gerade nicht der Fall. Philips werde dennoch keine Klage erheben. "Der Konsument wird die Sache selbst in die Hand nehmen, so dass der Markt das schneller regeln kann als die Gerichte", meinte Petri. Die Situation werde sich in Deutschland ähnlich entwickeln wie in Großbritannien. Dort hätten sich die Händler nach massenhaften Kundenreklamationen geweigert, kopiergeschützte Musik-CDs zu verkaufen. "Wir hoffen, dass die deutschen Konsumenten genauso mündig sind", zitiert Reuters den Philips-Sprecher. Der Kopierschutz treffe oft die Verbraucher, die die CDs gar nicht vervielfältigen wollten.

In Deutschland sind seit längerem Musik-CDs auf dem Markt, die durch technische Verfahren vor Vervielfältigungen geschützt sind. Die Bertelsmann Music Group BMG) und Sony Music haben schon Anfang 2000 erste Versuche mit kopiergeschützten Musik-CDs unternommen, das Vorhaben nach unerwartet heftigen Protesten aber vorerst aufgegeben. Weniger zurückhaltend sind einige kleinere deutsche Plattenverleger, die ihre Musik-CDs schon seit einiger Zeit nur noch mit Kopierschutz veröffentlichen. Die Daten auf den Musik-CDs werden dabei mit besonderen Verfahren gezielt so verändert, dass der Tonträger nur auf neueren CD-Playern abgespielt werden kann. CD-ROM-Laufwerken in Computern und älteren CD-Spielern gaukelt der Kopierschutz schwerwiegende Fehler auf der CD vor, die eine Wiedergabe scheinbar unmöglich machen. Einen Riegel vorschieben wollen die Unternehmen damit vor allem dem beliebten Vervielfältigen von Musik-CDs mit Hilfe von CD-Brennern. Verhindern will die Musikindustrie aber auch, dass einzelne Lieder auf dem Rechner in MP3-Dateien umgewandelt und anschließend über Internetmusiktauschbörsen wie Aimster, Kazaa oder MusicCity massenhaft verbreitet werden. Der Kopierschutz kann mit speziellen Programmen allerdings leicht umgangen werden.

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[IUM/jz]

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