Musik aus dem Internet nicht unbedingt Gefahr für Musikindustrie
Das Herunterladen von Musik aus dem Internet gefährdet nicht zwangsläufig die Umsätze der Musikbranche, sondern ist möglicherweise sogar eher ein Kaufanreiz. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle "Allensbacher Computer- und Telekommunikationsanalyse" (ACTA), die das Institut Ende Januar 2002 vorlegte. Nach der Untersuchung haben 37 Prozent der 14 bis 64jährigen Deutschen Interesse, die neuen technischen Möglichkeiten zu nutzen, die das Internet für Musikliebhaber bietet. Bei den gut 20 Millionen Onlinenutzern aus dieser Altersgruppe interessieren sich mit 51 Prozent sogar mehr als die Hälfte dafür, Musik im Internet Probe zu hören und anschließend gegen Gebühren auf den eigenen Rechner herunterzuladen. Mit 4,3 Millionen Internetnutzern hat gut ein Fünftel schon erste Erfahrungen mit Musik-Downloads gemacht. Die technischen Voraussetzungen dafür, die Lieder anschließend auf eine CD-ROM zu brennen, sind dabei immer öfter gegeben. Die Studie geht davon aus, das inzwischen in 15 Prozent aller deutschen Haushalte CD-Brenner vorhanden sind, bei den 18 bis 24jährigen sogar in jedem vierten Haushalt. Nach Auffassung der Demoskopen heißt das aber nicht zwangsläufig, dass die Musikindustrie dadurch Umsatzeinbußen erleiden muss. Nach der Untersuchung geben zwar 30 Prozent der Onlinenutzer an, heute weniger CDs als vor drei Jahren zu kaufen. Bei denjenigen, die bereits Musik aus dem Internet heruntergeladen haben, beträgt der Anteil sogar 37 Prozent. Auf der anderen Seite meinen 23 beziehungsweise 28 Prozent, dass sie heute eher mehr CDs kaufen als bisher.
Nach Angaben des Bundesverbands der Phonographischen Wirtschaft Deutschlands (Bundesverband Phono) wurden in der ersten Jahreshälfte 2001 mit 108,7 Millionen Stück fast elf Prozent weniger Musik-CDs und andere Tonträger verkauft als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Besonders stark war der Umsatzrückgang im ersten Halbjahr nach Angaben des Verbands bei CD-Alben und CD-Singles, auf die fast 90 Prozent aller verkauften Tonträger entfallen. Mit 74,6 Millionen Stück wurden 13,3 Prozent weniger CD-Alben abgesetzt als in der ersten Jahreshälfte 2000. Die Anzahl verkaufter CD-Singles ging auf 23,0 Millionen Stück und damit um 13,2 Prozent zurück. Als Folge der niedrigeren Stückzahlen schrumpfte der Umsatz im Tonträgergeschäft insgesamt um 12,6 Prozent. Verantwortlich für den Umsatzeinbruch ist nach Ansicht des Bundesverbands Phono die erhebliche Zunahme des Brennens von Musik-CDs und das Herunterladen von Liedern aus dem Internet. Weil CD-Brenner und Rohlinge inzwischen günstig erhältlich seien, gäben die Verbraucher ihr Geld für andere Zwecke als für CD-Käufe aus. Die Musikindustrie verweist auf eine Studie der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) vom April 2001, nachdem sich die Anzahl selbstgebrannter Musik-CDs in Deutschland seit 1999 mehr als verdoppelt hat. Allein im Zeitraum von April 2000 bis März 2001 seien in deutschen Haushalten etwa 133 Millionen CD-Rohlinge mit Musik bespielt worden.
Dokumente:
- Mitteilung des Instituts für Demoskopie Allensbach v. 25.1.2002
- GfK-Studie vom April 2001 für den Bundesverband Phono
Institutionen:
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